Archäologische Fachpublikationen sind für mich im Rahmen meiner Wüstungsforschung ein wichtiges Werkzeug. Diese stehen entweder als gedruckte Publikation oder Online – im sogenannten „Open-Access“ – zur Verfügung.
Zudem etablieren sich mittlerweile verstärkt Archäologie-Blogs. Eine Liste internationaler Blogs, an deren Erstellung ich mitgewirkt habe, ist auf dem Blog Archaeologik publiziert: Archäologische Blogs – eine Liste
Auch wenn ich es bevorzuge ein Buch in der Hand zu halten, finde ich den offenen Zugang zu archäologischen und geschichtswissenschaftlichen Publikationen wichtig. Gerade wenn man beispielsweise nur eine bestimmte Information aus einer komplexen Publikation benötigt, sind diese unschlagbar.
Recherchetools für die Wüstungsforschung: Internet und Bücher (Foto: Biggi Schroeder)
Beim Landesgeschichtlichen Informationssystem Hessen (LAGIS) handelt es sich um ein tolles Recherchetool, welches ich regelmäßig für meine Wüstungsforschung nutze. Es enthält in digitaler Form Karten, Lexika, Historische Ortsansichten, einen Geschichtsatlas sowie entsprechende Literatur und Quellen (Regesten).
Universitäts-Bibliothek der Uni Heidelberg
Die Open-Access-Initiative der Universitätsbibliothek Heidelberg ist ein tolles Projekt. Doch Vorsicht: Beim Browsen innerhalb der unzähligen Publikationen kann man sich schnell verlieren… 😉
Open-Access Net
Die Informationsplattform open-access.net deckt nach eigenen Angaben den steigenden Informationsbedarf zum Thema Open Access, bündelt Informationen und bereitet diese für verschiedene Zielgruppen und Szenarien auf. Die ensprechenden Links zu den Geschichtswissenschaften finden sich hier: Open-Access in den Geschichtswissenschaften
DGUF – Die Zeitschrift „Archäologische Informationen“
Die Archäologischen Informationen, eine wissenschaftliche Zeitschrift der DGUF, gibt es bereits seit 1972. Inzwischen ist diese Zeitschrift neben der Druckversion auch im Open-Access verfügbar.
Beim Lesen mancher Beiträge in den sozialen Netzwerken und bei einschlägigen Foren kann man schon den Eindruck gewinnen, die Kluft zwischen Laienforschern und Archäologen sei schier unüberwindlich. Aber entspricht dieses Abbild tatsächlich der Realität? Und falls ja, wie kann eine Änderung herbeigeführt werden mit der alle leben können? Und was kann jeder einzelne tun?
Ich habe mir daher überlegt, hier meine eigenen positiven Erfahrungen und meinen „Werdegang“ als Laienforscherin zu schildern. Ziel dieses Beitrags ist es, hoffentlich einige neue Impulse vermitteln zu können. Und er soll dazu anregen, einmal in eine komplett andere Richtung zu denken als bisher…
Meine eigenen Erfahrungen mit dem Thema
Ich hatte schon seit meiner Kindheit ein großes Interesse an Archäologie und Geschichte. Das ist etwas, was ich vermutlich mit ganz vielen Menschen teile. Die Motivation, mehr zu tun als Bücher zu lesen und Museen zu besuchen, kam erst Ende 2009. Ausschlaggebend war ein Artikel über einen ehrenamtlichen „Feldbegeher“ und seine Dokumentation von archäologischen Funden. Eine Begehung zur Entdeckung von Oberflächenfunden und von Befunden sowie die entsprechende Dokumentation – das war genau „mein Ding“. Also recherchierte ich im Internet und stieß dabei auf terraplana – Gesellschaft für Archäologie im Hessischen Ried. Bei terraplana kümmern sich Wissenschaftler und Ehrenamtliche sowie interessierte Bürger gemeinsam um die Archäologie der Region. Auf der Homepage wurden unter anderem auch Praxis-Workshops in der archäologischen Geländebegehung angeboten. Ich setzte mich mit dem 1. Vorsitzenden, Dr. Thomas Maurer, in Verbindung. Er lud mich spontan zu der Weihnachtsfeier ein, damit ich einige der Vereinsmitglieder kennenlernen konnte. Hier erhielt ich dann auch alle notwenigen Informationen – inklusive dem Kontakt zur HessenArchäologie, wo ich dann in 2010 meine erste Nachforschungsgenehmigung beantragt habe. Somit waren die wichtigsten Voraussetzungen geschaffen. Der nächste Schritt war, sich das das notwendige Know-how anzueignen. Dazu sollte man sich geeignete Publikationen besorgen und entsprechende Workshops und Vorträge besuchen.
Arbeitsgebiet Hessisches Ried (Foto: Biggi Schroeder)
Der Aufbau eines Netzwerks
Netzwerke halte ich nach meiner persönlichen Erfahrung für sehr wichtig.
Mein bester und wichtigster Netzwerkpartner ist Dr. Rainer Schreg vom RGZM in Mainz, der auch unter Archaeologik bloggt. In 2011 machte ich einen Glasfund, den ich damals nicht bestimmen konnte. Er erklärte sich bereit, mir bei der Einordnung zu helfen. Wir blieben in Kontakt und er wurde für mich zum besten Coach hinsichtlich der Themen Dokumentation, mittelalterliche Keramik, Siedlungsarchäologie, Wüstungen etc.. Ihm habe ich kürzlich auch einen Blogpost gewidmet. Herzlichen Dank an ihn für die bisherige Unterstützung.
Hinsichtlich der Dokumentation von Funden mittels GPS und QGIS war und ist Prof. Dr. Kai Christian Bruhn von der FH Mainz mein wichtigster Coach. Unser Kontakt resultierte in einem ersten QGIS-Workshop an der FH Mainz. Und nicht zu vergessen: Dr. Anne Klammt – sie leitete im letzten Jahr den zweiten QGIS-Workshop. Merci an euch beide!
Zudem möchte ich die beiden römischen Provinzial-Archäologen Dr. Jutta Zerres und Folkert Tiarks M.A. lobend erwähnen, die mir schon öfter bei der Einordnung von römischer Keramik geholfen haben. Auch dafür ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle!
Aus meiner Erfahrung resultierend kann ich jedem Ehrenamtlichen nur empfehlen, sich ein gutes Netzwerk innerhalb der archäologischen Wissenschaften und der Denkmalpflege aufzubauen. Ich denke, gegenseitiger Respekt ist die beste Basis für eine vertrauensvolle Kooperation. Damit es funktioniert, muss man erst einmal Vertrauen aufbauen. Und das kann man am besten, wenn man sich an die „Spielregeln“ hält. Dass es diese geben muss ist verständlich, denn hier geht es schließlich um den Umgang mit archäologischen Funden – gerade auch im Sinne von Kulturgutschutz.
Unsere Verantwortung beim Umgang mit archäologischen Funden
Bei einer Begehung – sei es mit oder ohne Sonde – geht es nicht darum, die Fundtüten mit möglichst vielen Artefakten zu füllen, sondern um eine anständige Dokumentation. Erst die Aufnahme der Fundkoordinaten mittels GPS (Einzelfundeinmessung), die Kartierung (beispielsweise mittels QGIS) sowie die entsprechenden Fundberichte machen diese Funde für die Wissenschaft tatsächlich verwertbar. Und genau das sollte das Ziel aller Laienforscher sein! Man sollte einfach versuchen, sein Hobby wissenschaftlich anzugehen, dann wird man auch von den Fachleuten ernst genommen. Es ist zugegebenermaßen mit viel Arbeit verbunden! Aber verantwortungsvoller Umgang mit archäologischen Hinterlassenschaften sollte jedem die Mühe wert sein. Und falls nicht: Es gibt ja auch noch andere Hobbys… 😉
Blogs als Instrument der Wissenschaftskommunikation
Rainer Schreg bloggt seit Mai 2010 mit sehr großem Erfolg in seinen Wissenschaftsblog Archaeologik zu Themen aus den Feldern Archäologie und Kulturgutschutz. Was ursprünglich (und nach seiner Aussage auch heute noch) als Experiment der wissenschaftlichen Kommunikation gedacht war, entwickelte sich quasi über die Jahre zu einer wirklichen Institution. Auch Medien wie Rundfunk- und Fernsehsender wollen inzwischen seine Expertise zu den Themen Kulturgutraub und Zerstörung von Kulturgut.
Screenshot einer meiner Lieblingsbeiträge (mit freundlicher Genehmigung von Rainer Schreg)
Erfahrungen aus der Arbeit mit dem Wissenschaftsweblog Archaeologik
Rainer Schreg ermöglicht uns einen sehr intensiven Einblick in seine persönlichen Erfahrungen aus der Arbeit mit dem deutschen Wissenschaftsweblog Archaeologik hinsichtlich des Verhältnisses des Fachs zu Öffentlichkeit, Medien und Politik. Die entsprechende Publikation ist unter diesem Link auf der DGUF-Webseite zu finden: Archäologische Informationen: Early-View
Stetig steigende Zugriffszahlen
Mit insgesamt fast 450.000 Zugriffen ist Archaeologik wohl einer der beliebtesten deutschsprachigen Archäologie-Blogs überhaupt. Die ganz aktuellen Zahlen hat Rainer Schreg in einer statistischen Zusammenfassung online gestellt: Archaeologik 2015
Der Themenkomplex „Kulturgut“
Das Thema „Kulturgut“ ist mit bis dato 243 Beiträgen vertreten und stellt daher den bisher größten Themenkomplex dar. Hierunter fallen auch die Zerstörung von Kulturgut in ihren diversen Ausprägungen wie Raubgrabungen, Plünderungen antiker Stätten, Vandalismus etc. Einer der ersten Blogposts zu diesem Themenbereich war das Geständnis des ehemaligen RTL-Chef Helmut Thoma, der in einem Interview die Plünderung eines antiken Grabes in Palmyra gestand. Dieser ist hier nachzulesen: „Es war Nacht und da waren Schlangen…“
Wissenschaftsblog des Jahres 2015
And the winner is… Archaeologik! Am 06. Januar 2016 wurde verkündet, das Archaeologik unter den nominierten Blogs Platz 1 erreicht hat und somit Wissenschaftsblog des Jahres 2015 wurde. Meinen herzlichen Glückwunsch dazu!
Fazit: Mein persönlicher Favorit unter den Wissenschaftsblogs ist ganz klar Archaeologik. Was mich fesselt ist die Themenvielfalt und auch die gute Recherche. Besonders die Blogposts zu den Themen Keramik, Archäologie des Mittelalters, Denkmalpflege sowie zur Siedlungs- und Umweltarchäologie finde ich persönlich im Hinblick auf meine Laienforschungsinteressen sehr spannend.
Eine Restaurierung von Kunst- und Kulturgütern soll deren Erhalt dienen und wird aus diesem Grund von ausgebildeten Restauratoren ausgeführt. Hierbei geht es nie um die reine „Verschönerung“ sondern um die Erhaltung des Objekts. Bedauerlicherweise ist das aber nicht immer so! Es gibt ganz sicher viele Fälle, wo unsachgemäße Maßnahmen vertuscht werden und daher wohl nie an die Öffentlichkeit gelangen.
Ein Beispiel für solch eine „unsachgemäße Verschönerungsaktion“ ist mit bei meinem heutigen Ausflug nach Seligenstadt bekannt geworden. Ein netter Herr machte mich auf das aus romanischer Zeit stammende Kreuz, welches über dem Zelebrationsaltar hängt, aufmerksam. Er erzählte, dass dieses sein heutiges Aussehen erst durch eine Restaurierung im Jahr 1907 erhielt.
Der damalige Pfarrer ließ die fehlenden Arme und Füße sowie eine vorher nicht dagewesene Krone ergänzen, die Kreuzbalken ändern und auch die zuvor nicht vorhandene Farbe ergänzen. Somit haben wir zwar sicher ein optisch ansprechenderes Objekt, aber es ist dennoch für immer zerstört weil es eben nicht mehr im Ursprungszustand ist.