Lesefunde, welche von bewirtschafteten Ackerflächen stammen, sind in der Regel aufgrund des Einsatzes moderner Landmaschinen oft sehr kleinteilig zerscherbt. Daher war ich umso überraschter, als ich bei einer meiner letzten Begehungen auf dem wenige Wochen zuvor frisch gepflügten Acker erstaunlich viele große Scherben fand. Und noch erstaunter war ich über die vielen frischen Bruchkanten. Daher versuchte ich zunächst herauszufinden, ob einige der Scherben zusammenpassen. Das war tatsächlich bei manchen der Fall – sie mussten also von demselben Gefäß stammen.



Warum tauchen plötzlich so viele große Scherben auf?
Diese Frage habe ich mir natürlich gestellt! Meine Vermutung ist, dass der Landwirt möglicherweise etwas tiefer gepflügt hatte und im Zuge dessen vielleicht einige Gruben angeschnitten hat. Die Scherben traten an manchen Stellen relativ konzentriert auf – das könnte ein weiteres Indiz dafür sein.

Nicht zu unterschätzen ist zudem der erosionsbedingte Bodenabtrag auf der Ackerfläche. Denn je dünner die Pflughorizontschicht über einem Bodendenkmal ist, umso eher sind darin befindliche Artefakte und Mauerreste gefährdet.
Beide Faktoren könnten – einzeln oder gemeinsam -in meinem Fall dafür gesorgt haben, das der Pflug die bislang geschützten Scherben ans Tageslicht brachte.

Gut oder schlecht?
Gut an der Sache ist, dass ich die Scherben dokumentieren und bergen konnte. Schlecht daran ist, dass der Pflug vermutlich in den Bereich des Bodendenkmals gelangt ist und somit bisher geschützte Funde an die Oberfläche befördert hat. Umso wichtiger ist die horizontalstratigrafische Dokumentation der Lesefunde.
