Prudentia potentia est! – Keine Mittel mehr für Weiterbildungsmaßnahmen der Laienforscher!

Bis einschließlich 2015 wurden seitens der HessenArchäologie jährlich zahlreiche Weiterbildungsmaßnahmen für Ehrenamtliche Laienforscher angeboten. Die Kurse waren gegen eine Gebühr von jeweils ca. 15 EUR buchbar. Doch damit ist es vorbei, denn seit dem Jahr 2016 wurden aufgrund der immer dünner werdenden Personaldecke keine Weiterbildungen mehr angeboten.

Die HessenArchäologie steht derzeit wohl mit dem Ministerium in Kontakt und versucht eine neue Lösung für Weiterbildungsmaßnahmen zu finden. Noch ist nicht bekannt, ob und in welcher Form diese stattfinden könnten. Da bleibt nur abwarten…

Eine Ideenspielerei: Wäre eine Kooperation mit archäologischen Forschungszentren und/oder Universitäten realistisch?

Auch ich habe mir zu diesem Thema einige Gedanken gemacht. Es geht mir dabei nicht nur um die Weiterbildung, sondern ich denke da sogar noch einen Schritt weiter. Und zwar an die Keramikforschung und ihre Möglichkeiten…

cof

Nehmen wir beispielsweise meine Keramikfunde – diese stammen allesamt von 2 Wüstungen im Kreis Groß-Gerau. Was mich als Laienforscherin aber besonders interessiert, ist der Blick über den Tellerrand hinaus. Sprich: Welches Keramikspektrum findet sich in anderen Regionen und kann man direkte Vergleiche ziehen? Wie lange waren diverse Formen der Keramik wo im Gebrauch? Es gibt sehr viele Forschungsfragen die man dazu stellen könnte!

Natürlich gibt es Publikationen, aber oft ist nur ein kleiner Teil der Keramik publiziert worden. Und genau da liegt unsere gemeinsame Chance: Meine Idee wäre es, an den Universitäten und auch an Forschungseinrichtungen (z.B. RGZM etc…) regelmäßige Keramiktage für Wissenschaftler und Laienforscher einzurichten.  Ein- bis zweimal im Jahr, das wäre sicher zu stemmen! Alle Teilnehmer könnten dabei gleichermaßen profitieren! Man hätte die Möglichkeit, gemeinsam über Keramikfunde aus den unterschiedlichsten Regionen des Landes und deren Besonderheiten zu diskutieren.

Vielleicht kommen auf die Art sogar sehr interessante Funde an Licht, die möglicherweise ansonsten verborgen in irgendwelchen Kästen oder Vitrinen schlummern würden. Die Koordination könnte über die jeweiligen Landesdenkmalämter erfolgen… so meine Idee!

Mag sein, ich bekomme jetzt „Haue“ weil es völlig weit hergeholt ist. Aber das Gute an einem Blog ist, dass man mit seinen Ideen spielen kann. Und wer weiß was daraus entsteht… 😉

8 Gedanken zu “Prudentia potentia est! – Keine Mittel mehr für Weiterbildungsmaßnahmen der Laienforscher!

  1. Archäologe 20. September 2018 / 20:52

    Citizen science ist leider in Hessen nicht sehr populär. Dergleichen muss keineswegs von Landesämtern gesteuert werden. Die Aufgabe der Denkmalschutzbehörden ist der Denkmalschutz. In anderen Ländern ist man da weiter. Es gibt private Lösungen, aber auch universitäre Projekte.

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    • Biggi Schroeder 21. September 2018 / 13:13

      Danke für dein Feedback, lieber Sascha 🙂 Ich denke, die fehlende Popularität hat nicht zuletzt auch mit eventuellen Vorurteilen – und zwar auf beiden Seiten – zu tun. Aber wir arbeiten dran, gell? 🙂

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  2. Robert Bollow 21. September 2018 / 7:01

    Sehr schön. „Laienforscher“ können manchmal Dinge anstoßen, die sonst keinen Eingang in die wissenschaftliche Bearbeitung gefunden hätten. Es ist so schön zu sehen, wie hier jemand unermüdlich am Ball bleibt. Auch bei mir hat mit Keramik alles angefangen. Das hält an, solange die eigenen, persönlichen Motive stark sind und ausreichen und oder die Reinvestition in eine Sache ausgeglichen ist. Das gilt für beide Seiten. Welches Interesse hat die Wissenschaft an den Laien wirklich? Denn zwischen Laien und Wissenschaft ist ein Bindestrich, der nur allzu leicht abreißt oder euphorisch übersehen wird. Wir sind Laien, keine Wissenschaftler. Dass uns von der anderen Seite des Bindestrichs jemand beachtet, scheint in Hessen etwas entwickelter zu sein ( gewesen zu sein?)als hierzulande. Wenn auf der anderen Seite des Bindestrichs das Geld ausgeht, dann kommt auch dort der Sinn für etwas auf der ganzen Seite abhanden. Weniger Investition in die Wissenschaft, dann wird es auch weniger auf der anderen Seite des Bindestrichs. Schöner Gedanke, ihre Idee, verdient keine Haue aus meiner Sicht. Ob das auch einen wissenschaftlichen Nährwert hat, ist aus meiner Sicht nicht die Frage, sondern wo wäre der persönliche Nährwert von Wissenschaftlern, denn nur wenn das positiv beantwortet werden kann, kann man auch mit Investition rechnen, aber nicht zwangsläufig mit Geld. Die Investitionen in die Wissenschaft und das Interesse nimmt ab, eine gesellschaftliche Entwicklung, die bei uns schnell schmerzlich ankommt. Bei Ihrer Idee sehe ich die große, persönliche Reinvestition. Solange sie mehr auf der Seite der Laien liegt, wird auch das Geld nirgendwo her kommen. Man setzt es selber ein, wie in der ganzen ehrenamtlichen Welt weit verbreitet immer schon. Die Motive steuern das und nicht der wissenschaftlich neutrale Standpunkt, den ich weltweit geschwächt sehe. Mal sehen, was hier auf Dauer Bestand hat. Unsere Motive werden es haben und solange wir das wollen und machen ist auf unserer Seite Leben drin.

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    • Biggi Schroeder 21. September 2018 / 12:37

      Lieber Robert Bollow,

      danke sehr für die ausführliche und die sehr treffende Reaktion. Ich glaube (hoffe) dennoch, das hier ein Umdenken einsetzen wird. Es ist nicht einfach den Elfenbeinturm zu verlassen, aber ich helfe sehr gerne mit beim Bau von „Leitern“, die dies ermöglichen ;-). Und Sie tun das ebenso in Ihrem tollen Blog…

      Herzliche Grüße
      Biggi

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  3. Andreas Heege 21. September 2018 / 8:32

    Ihre Idee ist sicher zu begrüssen. Doch übersehen Sie dabei eine grundlegende Entwicklung in der heutigen Archäologie: Immer weniger Forschung im Bereich der materiellen Kultur! Das gilt nicht nur für die diversen Landesämter sondern auch für die deutschen Universitätsinstitute. Grundlagenforschung zu Keramik, Glas etc. gilt als „megaout“. Ich sehe da ein wenig schwarz, dass Sie heute überhaupt noch genügend Referenten finden, die ihnen zu diesen Themen regelmässig etwas erzählen können und dann sollte es natürlich auch noch der Blick über den Tellerrand sein…. Für allgemeine Keramikweiterbildung bietet sich heute eigentlich nur noch das Hafnerei-Symposium an. Da kann einmal im Jahr jeder kommen. Nächste Woche tagen wir in Sibiu. Herzlich willkommen!

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    • Biggi Schroeder 21. September 2018 / 12:52

      Lieber Andreas Heege,

      danke für die konstruktive Rückmeldung. Ja, mir ist durchaus bewusst, das es im universitären Bereich als auch bei der Denkmalpflege eine Wandlung (nicht unbedingt zum besseren hin) gibt. Allerdings war mir noch nicht bekannt, dass die Grundlagenforschung zu Glas und Keramik als „megaout“ gilt.
      Danke auch für diesen Hinweis mit Sibiu. Es ist dieses hier, richtig? https://de.wikipedia.org/wiki/Internationaler_Arbeitskreis_Keramikforschung

      Liebe Grüße
      Biggi

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  4. R. Schreg 22. September 2018 / 12:22

    Kollegin Britta Ziegler probiert solche Formate hier bei der AMaNz an der Uni Bamberg schon länger aus, die Archäologische Akademie https://www.uni-bamberg.de/amanz/akademie/ oder die Archäologie-Werkstatt https://www.uni-bamberg.de/amanz/akademie/archaeologiewerkstatt/
    Knackpunkt ist aber auch hier die Zeit, da so etwas neben den Pflichtaufgaben laufen kann. Meine Unterstützung ist für so etwas da, aber man muss eben auch schauen, dass sich finanzieller Aufwand (kein Etatspielraum) und Organisationsaufwand in vernünftigen Grenzen halten.

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    • Biggi Schroeder 22. September 2018 / 12:50

      Lieber Rainer,

      danke dir sehr für diesen Hinweis. Es ist genau das, was ich mir vorgestellt habe. Ich werde da sehr gerne mal teilnehmen und es ausprobieren.

      Zum finanziellen Aufwand: Wäre es denn eine Option, wenn sich die Laien mit einem Betrag X je Vortrag/Workshop beteiligen würden?
      Zum zeitlichen Aufwand: Ja, das dürfte der Knackpunkt werden.

      Ich hatte in der Vergangenheit (und vielleicht auch zukünftig) das große Glück, dass du dir trotz knapper Zeit immer wieder mal Autopsien meiner Scherben vorgenommen hast. Und dafür kann ich eigentlich nicht oft genug DANKE sagen.

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