»Du kannst forschen« – so heißt das spannende Citizen Science-Projekt des RGZM. Hier können interessierte Bürger in einem Langzeitexperiment zu keltischen und römischen Handdrehmühlen forschen. Aber was genau verbirgt sich dahinter? Das wollte ich genauer wissen, daher meldete ich mich für eine Teilnahme am 24.06. an.
Römische Handdrehmühle im Römerbergwerk Meurin (Foto: Biggi Schroeder)
Treffpunkt war der Eingang des Römerbergwerks Meurin. Dort traf ich dann auch erstmals meine 4 Mitstreiter – allesamt Mitglieder der Kelten-Gruppe Touta Artia. Wir wurden von den beiden sehr netten Projektleiterinnen Dr. Martina Sensburg und Julia Weidemüller in Empfang genommen.
Dr. Martina Sensburg (rechts) und Julia Weidemüller (links) Foto: Biggi Schroeder
Zunächst gab es eine kurze Einführung in das Projekt. Im Anschluss hatten wir die Möglichkeit, die diversen Testmühlen sowie die Dokumentation in einem Testlauf auszuprobieren. Hinsichtlich der Dokumentation wurde z.B. Dauer, Umdrehungszahl, Gewicht aber auch die Menge des Mahlguts festgehalten. Auch die Erfassung individueller Daten der Teilnehmer (z.B. Geschlecht, Körpergröße, Energieverbrauch) fließt in die Auswertung mit ein.
Erst dann folgte das eigentliche Experiment. Dafür waren spezielle Handmühlen reserviert, welche noch quasi unbenutzt waren. Eine zuvor abgemessene Menge Dinkel diente als Mahlgut.
Keltische Handdrehmühle mit Dinkel als Mahlgut (Foto: Biggi Schroeder)
Die Aufgaben der Teilnehmer wechselten im Rotationsprinzip bei allen Durchgängen des Experiments. So konnte jeder Teilnehmer jede Aktion 1 x durchführen. Jeder Durchgang dauerte 5 Minuten. Ein Teilnehmer betrieb die Handmühle während die anderen Teilnehmer die Dokumentation übernahmen. Festgehalten wurde immer die Anzahl der Umdrehungen der Mühle je Durchgang und Teilnehmer.
Vorbereitungen für den nächsten Durchgang des Experiments (Foto: Biggi Schroeder)
Das fertige Mahlgut wurde anschließend gewogen. Schließlich wurde noch die Qualität des fertigen Mahlguts ermittelt. Dazu benutzten wir 3 Siebe mit unterschiedlicher Lochgröße. Mittels dieser ließ sich das Mahlgut in fein, mittelgrob und grob unterteilen. Jede dieser Mengen wurde erneut gewogen und dokumentiert. Somit war ein weiterer Vergleichsfaktor vorhanden, denn das entstandene Mahlgut war durchaus sehr unterschiedlich in der Qualität.
Das entstandene Mahlgut wird zur Ermittlung der Qualität gesiebt. (Foto: Biggi Schroeder)
Mein persönliches Fazit:
Am meisten hat mich erstaunt, das es sehr gravierende Unterschiede bei den keltischen und römischen Mühlen hinsichtlich der Qualität des ausgeworfenen Mahlguts gab. Meiner Meinung war hierbei auch der Faktor Mensch ein Kriterium. Denn jeder einzelne Teilnehmer ist ja unterschiedlich in der Art und Weise, wie er den Mahlvorgang ausführt. Sicherlich hängt es aber noch von vielen weiteren Faktoren ab, die sich dann im Laufe dieses Langzeitexperiments wohl deutlicher ermitteln lassen.
Übrigens wurden Anmerkungen von uns Bürgerwissenschaftlern (zum Experiment und dem Ablauf) von beiden Projektleiterinnen dankbar aufgenommen und notiert. Sie betonten immer wieder, wie wichtig unsere Sichtweise und unsere Erfahrungen für das Experiment und den Ablauf seien. Für mich ist das definitiv Forschung auf Augenhöhe und ich sehe hier wirklich das Potenzial einer gemeinsamen, kontinuierlichen Weiterentwicklung der Fragestellungen.
Daher kann ich nur jedem Interessierten die Teilnahme empfehlen! Die Termine zur Anmeldung finden sich hier: Du kannst forschen / Termine
Mehr zu Citizen Science und den Hintergründen des Projekts
Bürger schaffen Wissen ist die zentrale Plattform für Citizen Science in Deutschland. Hier kann man sich über Projekte informieren, an denen Bürger teilnehmen können.
Keramik gilt als eine der wichtigsten archäologischen Quellen. Somit ist es nicht verwunderlich, dass gerade die Mayener Ware mit ihrer über 2000jährigen, fast kontinuierlichen Produktion am Standort Mayen für die archäologische Forschung von großer Bedeutung ist. Den Beginn der Produktion vermutet man bereits in der 1. Hälfte des 1. Jhd. v. Chr., das Ende etwa zwischen den Jahren 1941-1943.
Bei meinen Feldbegehungen habe ich im Laufe der Jahre zahlreiche Keramik-Fragmente geborgen, die anhand verschiedener Kriterien für eine Provenienz Mayen sprechen würden. Aber ich wollte es genauer wissen! So kontaktierte ich Dr. Lutz Grunwald vom Kompetenzbereich Vulkanologie, Archäologie und Technikgeschichte des RGZM mit der Frage, ob er sich meine Funde einmal anschauen könnte. Er war gerne dazu bereit, und so machte ich mich am 11. Januar auf den Weg nach Mayen. Dort wurde ich äußert nett empfangen und hatte das Vergnügen neben Dr. Grunwald auch Dr. Michael Herdick, Dr. Stefan Wenzel und Katrin Heyken M.A. bei einer netten Frühstücksrunde näher kennenzulernen.
Autopsie meiner Funde
Nach den kulinarischen Freuden gab es im Nebenraum sozusagen das Dessert: Auf einem Tisch lagen bereits Originalfunde der Mayener Ware in chronologischer Reihenfolge. Anhand dieser Scherben erklärte Dr. Grunwald die einzelnen Merkmale und wies auf Besonderheiten in der jeweiligen Beschaffenheit hin. Das war äußerst spannend für mich, denn Keramik ist etwas, was man nicht ausschließlich über Beschreibungen und Zeichnungen erfassen kann. Ich finde, ein Vergleichsstück in den Händen zu halten ist besser als jede Publikation.
Nach diesem praktischen Exkurs schaute Dr. Grunwald sich als nächstes meine Scherben genauer an. Gerade die Bruchstellen waren für ihn interessant, denn mittels einer Lupe kann man auch kleinste Magerungspartikel erkennen. Diese können zusätzlich die Herkunft der Keramik untermauern.
Das Fazit seiner Autopsie: Bei 3 Fragmenten schloss er eine Herkunft aus Mayen aus. Hierbei handelt es sich vermutlich um eine lokal in Hessen produziert Ware. Dennoch ist bei immerhin 45 Scherben von einer Mayener Provenienz auszugehen. Ein Großteil davon ist der „Klingend hart gebrannten Mayener Ware“ des späten 8./9. Jhd. n. Chr. zuzuordnen.
Labor für experimentelle Archäologie
Im Rahmen meines Besuchs durfte ich mir auch das Labor für Experimentelle Archäologie anschauen. Hier erwartete mich bereits Dr. Michael Herdick, der Leiter des Kompetenzbereichs Experimentelle Archäologie. Bei der anschließenden Führung durch die Räumlichkeiten erfuhr ich dann einiges über die technische Ausstattung, die Arbeitsweisen und auch über die sehr hohen Sicherheitsstandards. Das Labor ermöglicht Studierenden und Forschern die Durchführung von Experimenten in den Segmenten Grobschmiedehandwerk, Keramikherstellung, Buntmetallurgie, Feinschmiedekunst oder Textilarchäologie.
Im Labor für experimentelle Archäologie: Dr. Lutz Grunwald (links), Dr. Stefan Wenzel (Mitte) und Dr. Michael Herdick (rechts) stellen einige Fehlbrände vor (1 Original und 2 Nachbildungen) (Foto: Biggi Schroeder)
Rekonstruktion eines Töpferofens
Das Highlight dieser Führung war für mich der Nachbau eines rekonstruierten Töpferofens aus Mayen aus der Zeit um 500 n. Chr. Hier erklärte Dr. Herdick dann einiges zur Bauweise und Funktion des Ofens, der bereits einige erfolgreiche Brennversuche hinter sich hat. Dieser Ofentyp wurde zum Brand von einfacher rauhwandiger Ware, die für den Export bestimmt war, genutzt. Mich hat eigentlich am meisten erstaunt, dass auch die Gestaltung der Ofenwandung einen Einfluss auf das Brennergebnis und die Funktionstüchtigkeit hat. Näheres zu diesem Großprojekt findet man auf der Website des RGZM: Erstes Großprojekt am Labor für Experimentelle Archäologie gelungen
cof
sdr
Einblick in die Funde aus dem Töpferzentrum Herforst/Speicher
Im 2. Stock des Hauses wartete eine weitere Überraschung auf mich: Hier zeigte Katrin Heyken mir die aus einer Grabung stammenden – bereits zu Gefäßen zusammengesetzten – Funde aus dem antiken Töpferzentrum Herforst/Speicher. Eine äußerst Interessante Geschichte, welche auch in einem Vortrag von Dr. Angelika Hunold und Dr. Holger Schaaff beleuchtet wird. Der Vortrag findet am 17. April 2018 im Rahmen der Wintervorträge statt und trägt den Titel: Archäologie von ungeahntem Ausmaß – Die römischen Töpfereien von Speicher und Herforst (Südeifel)
Fazit:
Für mich war dieser Tag im VAT Mayen etwas ganz Besonderes. Ich hätte nie erwartet, eine solche Fülle an Informationen zu bekommen. Mein Dank dafür geht an das ganze Team. Ganz besonders aber möchte ich Lutz Grunwald danken, der mich in einer unnachahmlich netten Art mit Informationen versorgt und durch den Tag in der VAT begleitet hat.
Empfehlenswerte Literatur zum Thema:
Lutz Grunwald, Den Töpfern auf der Spur – Orte der Keramikherstellung im Licht der neuesten Forschung: Ein Résumé unter Berücksichtigung der Mayener Keramikproduktion. In: L. Grunwald (Hrsg.), Den Töpfern auf der Spur – Orte der Keramikherstellung im Licht der neuesten Forschung. RGZM – Tagungen 21 (Mainz 2015) 449-461.
L. Grunwald, Mayen in der Eifel und die Herstellung der »Mayener Ware« von der Mitte des 4. bis in die 1. Hälfte des 6. Jahrhunderts. Archäologisches Korrespondenzblatt 46, 2016, 345-361.
L. Grunwald, Keramische Luxuswaren aus den spätmittelalterlichen Töpfereien von Mayen (Lkr. Mayen-Koblenz). Anmerkungen zu Werkstätten und zwei Krugfragmenten mit anthropomorphen Verzierungen. Archäologisches Korrespondenzblatt 45/1, 2015, 137-151.
L. Grunwald, Die spätmittelalterliche und neuzeitliche Keramikproduktion in Mayen in der Eifel. In: S. Glaser (Hrsg.), Keramik im Spannungsfeld zwischen Handwerk und Kunst. Beiträge des 44. Internationalen Symposiums Keramikforschung im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg, 19.-23. September 2011 (Nürnberg 2015) 63-76.
L. Grunwald, Die Mayener Keramikproduktion der jüngeren Neuzeit: Vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. In: H. Schüller (Hrsg.), Mayen im Rückspiegel. Festschrift zum 725-jährigen Stadtjubiläum von Mayen in der Eifel (Mayen 2016) 184-201.
E. Hanning / G. Döhner / L. Grunwald / A. Hastenteufel / A. Resch / A. Axtmann / A. Bogott, Experimental Reconstruction and Firing of a 5th/6th Century Updraft Kiln from Mayen Germany. In: Experimentelle Archäologie in Europa H. 15, 2016, 58-71.
L. Grunwald, Produktion und Warendistribution der Mayener Ware in spätrömischer und frühmittelalterlicher Zeit. In: Chr. Later / M. Helmbrecht / U. Jecklin-Tischhauser (Hrsg), Infrastruktur und Distribution zwischen Antike und Mittelalter. Tagungsbeiträge der Arbeitsgemeinschaft Spätantike und Frühmittelalter 8 (Lübeck, 2.-3. September 2013) (Hamburg 2015) 191-207.
L. Grunwald, Die »Mayener Ware« zwischen Produkt, Handel und Distributionsgebiet (4. bis 14. Jahrhundert). In: M. Schmauder (Hrsg.), Keramik als Handelsgut. Produkt – Distribution – Absatzmarkt. Tagungsband Keramiksymposium 2016 Bonn (im Druck).
E. Hanning / G. Döhner / L. Grunwald / M. Herdick / A. Hastenteufel / A. Rech / A. Axtmann, Die Keramiktechnologie der Mayener Großtöpfereien: Experimentalarchäologie in einem vormodernen Industrierevier. Jahrb. RGZM 61, 2014 (im Druck).
L. Grunwald, Mayen in der Eifel vom 6. bis in das 10. Jahrhundert. Historische Einbindung – Siedlungsstruktur – Wirtschaftsbedeutung. In: Jörg Drauschke / Ewald Kislinger / Karin Kühtreiber / Thomas Kühtreiber / Gabriele Scharrer-Liška / Tivadar Vida (Hrsg.), Lebenswelten zwischen Archäologie und Geschichte. Festschrift für Falko Daim zu seinem 65. Geburtstag. RGZM Monographien 150 (Mainz 2018) (im Druck).
Die Art der Verzierung eines Gefäßes kann für die archäologischen Wissenschaften von großer Bedeutung sein, denn nicht selten lassen sich anhand der diversen Stempelverzierungen auf den Gefäßen einzelne Absatzgebiete der Töpfereien sowie auch die Handelswege der Ware nachvollziehen. Selbst eine zeitliche Einordnung ist – unter der Berücksichtigung weiterer Kriterien wie Scherben-Beschaffenheit und Form – möglich.
Im Laufe der Jahre habe ich bei regelmäßigen Begehungen von zwei Wüstungen ebenfalls schon einige dieser stempelverzierten merowingerzeitlichen Scherben gefunden – so auch jetzt wieder bei meiner Begehung vom 13. August 2017. Typischerweise ist diese Keramik der Merowingerzeit ja eher aus Grabfunden bekannt. Dennoch tauchen sie auch öfters im Fundmaterial der von mir begangenen ehemaligen Siedlungen auf. Einige dieser verzierten Scherben möchte ich nun hier vorstellen.
Die frühe Phase: Anfang des 6. Jhd. n. Chr.
Einige der Scherben meines Fundmaterials sind anhand bestimmter Kriterien der frühen Phase zuzuordnen. Da wären zum Beispiel Verzierungen zu nennen, welche mit einem sogenannten Einzelstempel angebracht wurden.
Randscherbe mit Einzelstempel (liegende S) und umlaufender Wulst unter dem Rand (Foto: Biggi Schroeder)Randscherbe mit Halbbogenstempel-Einzelstempel (Foto: Biggi Schroeder) Wandscherbe mit Einzelstempel in Kreisform (Foto: Biggi Schroeder)
Anschlussphase: ab Mitte des 6. Jahrhundert n. Chr.
Im späteren Verlauf, etwa ab der Mitte des 6. Jhd. n Chr., traten dann Einzelstempel auch in Kombination mit Rollstempeln auf.
Wandscherbe mit halbbogenförmigem Einzelstempel in Kombination mit Rollstempelzier (Foto: Biggi Schroeder) Wandscherbe mit Rosettenstempel in Kombination mit mehrzeiligem Viereckrollstempel (Foto: Biggi Schroeder)Wandscherbe mit umlaufender Wulst und einzeln gestempelten, senkrecht gestellten, paarigen Vertiefungen (Foto: Biggi Schroeder)
Im Verlauf des späten 6 Jhd. bis hin zum 7. Jhd. n Chr. tauchten dann verstärkt auschließlich mehrzeiligen Rollstempelverzierungen an den Gefäßen auf. Hier einige Beispiele aus meinem Fundspektrum.
Zum Schluss noch ein wichtiger Aspekt: Funde und deren Dokumentation
Übrigens finden auch die Archäologen meine Fundstellen und die Funde sehr spannend – nicht zuletzt, weil ich stets eine saubere Dokumentation der Funde mitliefere. Diese ist deshalb so wichtig, weil erst dadurch jede einzelne Scherbe quasi eine „Herkunft“ erhält.
Meine Fundmeldung an die HessenArchäologie erfolgt übrigens immer erst am Ende eines Jahres. Der für meinen Bereich zuständige Archäologe schaut sich dann die Funde zusammen mit mir an. Diese kann ich im Anschluss dann wieder zuhause in meinen Fundkisten verstauen.
Schmuck galt schon in Zeiten der Vorgeschichte als kostbar und hatte über alle Epochen hinweg einen besonderen Prestigewert. Auch Glasperlen dienten als Schmuck, entweder in Form von Ketten oder als Trachtenbestandteil. Die Glasperlenherstellung hatte ihren Ursprung im vorgeschichtlichen Europa bereits vor ca. 3.000 Jahren. Glasperlen finden sich daher im archäologischen Fundmaterial von Siedlungen und Gräbern der Bronze-, Eisen-, und Römerzeit bis hin zum Mittelalter.
Bei den Begehungen meiner mittelalterlichen Wüstungen finde ich auch heute noch Spuren dieser Schmucktradition. Zu meinem Lesefundspektrum gehören bislang 4 Glasperlen, welche ich über einen Zeitraum von ca. 3 Jahren bergen konnte. Um Perlen auf dem Acker zu erkennen, benötigt man neben guten Augen auch eine gewisse Portion Neugier. Zum Beispiel hätte ich – ohne diese Neugier – die weiße Perle mit einen Durchmesser von nur 5 Milimeter nicht als solche erkannt. Man hätte sie nämlich auch für einen kleinen Kieselstein halten können…
Nachfolgend stelle ich meine 4 Funde genauer vor. Die meergrüne und die weiße Perle konnten von ihrer Form her als merowingerzeitlich bestimmt werden. Die beiden kobaltblauen Perlenfragmente sind zeitlich nicht näher zu bestimmen. Von ihrer Form und Farbe her könnten sie vorgeschichtlich, römisch oder mittelalterlich sein.
Meergrüne Perle (merowingerzeitlich)
Die tönnchenförmige Perle ist aus opakem Glas. Dieses erscheint an der Oberfläche matt und rauh. Man kann aber die meergrüne Farbe noch deutlich an einigen Stellen erkennen. Sie hat einen Durchmesser von 1,2 cm und eine Höhe von 1 cm.
Am oberen Rand ist die ursprüngliche Farbe noch gut sichtbar. (Foto: Biggi Schroeder)Die Glasperle im Profil (Foto: Biggi Schroeder)
Weiße Perle (merowingerzeitlich)
Die Perle ist aus opakem Glas, welches an der Oberfläche matt erscheint. Sie hat einen Durchmesser von 0,5 cm und eine Höhe von 0,5 cm.
Die Form der Perle ist eher viereckig als rund (Foto: Biggi Schroeder)Die Perle im Profil (Foto: Biggi Schroeder)
Kobaltblaue Perle (zeitlich nicht genauer bestimmbar)
Die kobaltblaue Perle ist aus transluzentem Glas, welches an der Oberfläche eine silbrig-glänzende Patina aufweist. Sie hat einen Durchmesser von 0,5 cm und eine Höhe von 0,5 cm.
Hier sieht man auch gut die silbrige Patina (Foto: Biggi Schroeder)Die Bruchstelle der Perle (Foto: Biggi Schroeder)
Kobaltblaue Perle (zeitlich nicht genauer bestimmbar)
Die kobaltblaue Perle ist aus transluzentem Glas, welches nur eine geringe Patina erkennen läßt. Sie hat einen Durchmesser von 0,5 cm und eine Höhe von 0,5 cm.
Draufsicht (Foto: Biggi Schroeder)Die Bruchstelle der Glasperle (Foto: Biggi Schroeder)
Herstellungstechnik der Glasperlen
Vielleicht ist es für den einen oder anderen noch interessant, wie die Glasperlen denn hergestellt wurden. Auf der Webseite der Archäologie Krefeld wird die Methode sehr anschaulich erklärt: Die Technik der Glasperlenherstellung
Glasperlendrehen als Experiment
Übrigens haben wir vor einigen Jahren bei terraplana mal als Experiment Perlen selbst gedreht. Zugegebenermaßen hatten wir keinen Glas-Schmelzofen, daher musste ein Campingkocher für den Schmelzvorgang herhalten 😉 Dennoch: Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen.
Glasperlen aus eigener Herstellung – immerhin kam Material für eine komplette Kette zusammen. (Foto: Biggi Schroeder)
Literaturhinweise
Die folgenden Publikationen (oder Teile davon) kann man als PDF im Internet abrufen:
Magdalena Tempelmann-Maczynska, 1985: Die Perlen der römischen Kaiserzeit und der frühen Phase der Völkerwanderungszeit im mitteleuropäischen Barbaricum, Verlag Philipp von Zabern, Mainz
Maren Siegmann, Dissertation Göttingen 1998/99: Bunte Pracht – die Perlen der frühmittelalterlichen Gräberfelder von Liebenau, Kreis Nienburg, Weser, und Dörverden, Kreis Verden, Aller: Chronologie der Gräber, Entwicklung und Trageweise des Perlenschmucks, Technik der Perlen
Link zum Download des PDF auf der Webseite der DGUF
Martin Heck, Dissertation 2000: Chemisch-analytische Untersuchungen an frühmittelalterlichen Glasperlen.
Jeder Feldbegeher kennt das sicherlich: Man findet hin und wieder Rand-, Wand- Bodenscherben, die man nicht zweifelsfrei einer bestimmten Warenart zuordnen kann. Im Fundbericht und auf dem Fundzettel beschreibe ich diese anhand der sichtbaren Merkmale so gut wie möglich und versehe sie mit dem Hinweis „Warenart unbestimmt“.
Bei dieser Scherbe, die ich bei einer Begehung im Mai 2014 entdeckt habe, handelt es sich um einen solchen Fund. Er fällt (bislang) in die Kategorie“ Warenart unbestimmt“, denn selbst Autopsien haben bislang keine Klärung gebracht. Vielleicht kann irgend jemand anhand des Beitrags „sachdienliche Hinweise“ auf die Identität der „unbekannten Scherbe“ geben.
Schauseite der Wandscherbe mit plastischer Wellen- und Rillenzier (Foto: Biggi Schroeder)
Beschreibung: Farbe mittelgrau, im Kern hellgrau, klingend hart gebrannter Scherben, breite und tiefe Riefen an der Innenseite, die Schauseite weist eine plastische Verzierung mit Wellenmuster und Rillen auf. Anhand des Verlaufs der Rillen könnte es sich um das Fragment eines Deckels handeln. Der Scherben weist nur wenige, mittelgrobe Magerungsbestandteile auf.
Innenseite mit tiefer, breiter Riefung (Foto: Biggi Schroeder)Profil der Scherbe (Foto: Biggi Schroeder)
Von der Zeitstellung her würde ich eine grobe Datierung ins Spätmittelalter nicht ausschließen. Aber das muss erst mal pure Spekulation bleiben.
Vielleicht könnt ihr ja Licht ins Dunkel bringen. Ich freue mich auf entsprechende Hinweise zur möglichen Warenart!
Das LWL-Museum für Archäologie ist eine Institution, wenn es um die sehr anschauliche und moderne Präsentation der Geschichte Westfalens geht. Dazu trägt seit kurzem auch der LWL-Blog bei. Vor einigen Wochen wurde ich vom Redaktionsteam gefragt, ob ich einen Gastbeitrag für diesen Blog schreiben würde. Dieser Bitte bin ich sehr gerne nachgekommen. Mein Beitrag wurde am 20. Mai publiziert und ist hier nachzulesen: Im Auftrag der HessenArchäologie unterwegs!
Noch bevor ich mich in 2009 erstmals aktiv in der ehrenamtlichen Bodendenkmalpflege engagierte, wollte ich wissen: Wie funktioniert eigentlich Archäologie in der Praxis und was passiert bei einer archäologischen Ausgrabung. Für die Suche nach einer Möglichkeit zur Teilnahme an einer Ausgrabung war das Internet die erste Anlaufstelle. Hier fand ich nach einiger Recherche ein Projekt, welches meinen Vorstellungen entsprach und welches ich zudem mit einem Urlaub verbinden konnte: Archaeology LIVE!
Archaeology LIVE!
Meine „Grabungs-Premiere“ hatte ich dann im August 2008 mit der Teilnahme an dem Projekt „Archaeology LIVE“ in York (UK). Bei Archaeology LIVE handelt es sich um ein vom York Archaeological Trust (YAT) sowie von Teilnahmegebühren finanziertes Projekt. Es bietet Laien und Studenten gleichermaßen die Möglichkeit, praktische Erfahrungen in der Disziplin Archäologie zu sammeln. Die Ausbildung erfolgt durch Berufsarchäologen. Allerdings sollte man sehr gut Englisch können, denn die gesamte Ausbildung erfolgt durch englische Muttersprachler.
Ausgrabung „Römisches Bühnentheater in Mainz“
Nachdem ich meine erste Grabungserfahrung in Großbritannien sammeln durfte, interessierte mich naturgemäß wie eine Ausgrabung in Deutschland abläuft. Im Internet war damals die Teilnahme von Laien an der laufenden Ausgrabung des römischen Bühnentheaters in Mainz ausgeschrieben. In 2009 nahm ich Kontakt zum damaligen Grabungsleiter Thomas Dederer von der Direktion Landesarchäologie in Mainz auf. Er gab mir die Möglichkeit, an einigen Urlaubstagen an der Ausgrabung teilzunehmen. Von ihm habe ich auch sehr viel über die Grabungstechniken etc. lernen dürfen. Übrigens wurden damals die diversen Grabungskampagnen fast allesamt unter tatkräftiger Mithilfe von interessierten Mainzer Bürgern durchgeführt.
Ausgrabung eines fränkischen Gräberfeldes in Mörstadt (Kreis Worms/Alzey)
Ebenfalls über die Direktion Landesarchäologie in Mainz – unter der Grabungsleitung von Dr. Ronald Knöchlein – nahm ich in 2011 für 2 Tage an der Ausgrabung eines fränkischen Gräberfeldes in Mörstadt teil. Es lag in der Natur der Sache, das ich es hier erstmals mit menschlichen Überresten zu tun hatte. Zudem war eine körperlich sehr anstrengende Grabung, denn an den beiden Tagen lag die Ausstentermperatur bei nahezu 40 Grad. Auch die Planen und Sonnenschirme konnten da nicht viel Linderung bringen… Dennoch war es eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte.
Geoprospektion des Weilerhügels
Aber nicht nur Grabungen, sondern auch die zerstörungsfreie Geoprospektion gehört zur archäologischen Geländearbeit. Im Jahr 2013 führte terraplana am Weilerhügel eine vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen sowie vom Grundstücksbesitzer genehmigte Prospektion durch, an der ich auch teilgenommen habe. Der Weilerhügel ist der Rest einer mittelalterlichen Niederungsburg des 11. und 12. Jahrhunderts, welche in der Gemarkung Hähnlein liegt. Unter der Leitung von Martin Posselt (Posselt & Zickgraf) nahmen ausschließlich Laien an der Geoprospektion teil. Auch dies war eine Erfahrung, die Laien das Verständnis für die Archäologie, Denkmalpflege und den Schutz von Kulturgütern näherbringen kann.
Teilnehmer der Geoprospektion in „Action“: Biggi Schroeder, Martin Posselt, Jörg Lotter & Peter Schmidt (Foto: B. Schmidt)
Fazit: Es bieten sich für Laien einige Möglichkeiten der Teilnahme an Ausgrabungen und auch an Prospektionen. Ich möchte vorab noch nicht zu viel verraten, aber ich werde in meinem Blog in Kürze nochmals auf eine Auflistung hinweisen. Mehr will und darf ich noch nicht verraten… Es bleibt also spannend 😉