Der Wissenschaftsblog Archaeologik, über den ich auch schon einmal berichtet hatte, wird von Priv. Doz. Dr. habil. Rainer Schreg betrieben. Kürzlich hat er meinem Blog „Scherben, Steine, Wüstungen…“ einen Beitrag gewidmet. In diesem beleuchtet er die Inhalte meines Laienblogs aus dem Blickwinkel des Archäologen und Wissenschaftlers.
Schmuck galt schon in Zeiten der Vorgeschichte als kostbar und hatte über alle Epochen hinweg einen besonderen Prestigewert. Auch Glasperlen dienten als Schmuck, entweder in Form von Ketten oder als Trachtenbestandteil. Die Glasperlenherstellung hatte ihren Ursprung im vorgeschichtlichen Europa bereits vor ca. 3.000 Jahren. Glasperlen finden sich daher im archäologischen Fundmaterial von Siedlungen und Gräbern der Bronze-, Eisen-, und Römerzeit bis hin zum Mittelalter.
Bei den Begehungen meiner mittelalterlichen Wüstungen finde ich auch heute noch Spuren dieser Schmucktradition. Zu meinem Lesefundspektrum gehören bislang 4 Glasperlen, welche ich über einen Zeitraum von ca. 3 Jahren bergen konnte. Um Perlen auf dem Acker zu erkennen, benötigt man neben guten Augen auch eine gewisse Portion Neugier. Zum Beispiel hätte ich – ohne diese Neugier – die weiße Perle mit einen Durchmesser von nur 5 Milimeter nicht als solche erkannt. Man hätte sie nämlich auch für einen kleinen Kieselstein halten können…
Nachfolgend stelle ich meine 4 Funde genauer vor. Die meergrüne und die weiße Perle konnten von ihrer Form her als merowingerzeitlich bestimmt werden. Die beiden kobaltblauen Perlenfragmente sind zeitlich nicht näher zu bestimmen. Von ihrer Form und Farbe her könnten sie vorgeschichtlich, römisch oder mittelalterlich sein.
Meergrüne Perle (merowingerzeitlich)
Die tönnchenförmige Perle ist aus opakem Glas. Dieses erscheint an der Oberfläche matt und rauh. Man kann aber die meergrüne Farbe noch deutlich an einigen Stellen erkennen. Sie hat einen Durchmesser von 1,2 cm und eine Höhe von 1 cm.
Am oberen Rand ist die ursprüngliche Farbe noch gut sichtbar. (Foto: Biggi Schroeder)Die Glasperle im Profil (Foto: Biggi Schroeder)
Weiße Perle (merowingerzeitlich)
Die Perle ist aus opakem Glas, welches an der Oberfläche matt erscheint. Sie hat einen Durchmesser von 0,5 cm und eine Höhe von 0,5 cm.
Die Form der Perle ist eher viereckig als rund (Foto: Biggi Schroeder)Die Perle im Profil (Foto: Biggi Schroeder)
Kobaltblaue Perle (zeitlich nicht genauer bestimmbar)
Die kobaltblaue Perle ist aus transluzentem Glas, welches an der Oberfläche eine silbrig-glänzende Patina aufweist. Sie hat einen Durchmesser von 0,5 cm und eine Höhe von 0,5 cm.
Hier sieht man auch gut die silbrige Patina (Foto: Biggi Schroeder)Die Bruchstelle der Perle (Foto: Biggi Schroeder)
Kobaltblaue Perle (zeitlich nicht genauer bestimmbar)
Die kobaltblaue Perle ist aus transluzentem Glas, welches nur eine geringe Patina erkennen läßt. Sie hat einen Durchmesser von 0,5 cm und eine Höhe von 0,5 cm.
Draufsicht (Foto: Biggi Schroeder)Die Bruchstelle der Glasperle (Foto: Biggi Schroeder)
Herstellungstechnik der Glasperlen
Vielleicht ist es für den einen oder anderen noch interessant, wie die Glasperlen denn hergestellt wurden. Auf der Webseite der Archäologie Krefeld wird die Methode sehr anschaulich erklärt: Die Technik der Glasperlenherstellung
Glasperlendrehen als Experiment
Übrigens haben wir vor einigen Jahren bei terraplana mal als Experiment Perlen selbst gedreht. Zugegebenermaßen hatten wir keinen Glas-Schmelzofen, daher musste ein Campingkocher für den Schmelzvorgang herhalten 😉 Dennoch: Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen.
Glasperlen aus eigener Herstellung – immerhin kam Material für eine komplette Kette zusammen. (Foto: Biggi Schroeder)
Literaturhinweise
Die folgenden Publikationen (oder Teile davon) kann man als PDF im Internet abrufen:
Magdalena Tempelmann-Maczynska, 1985: Die Perlen der römischen Kaiserzeit und der frühen Phase der Völkerwanderungszeit im mitteleuropäischen Barbaricum, Verlag Philipp von Zabern, Mainz
Maren Siegmann, Dissertation Göttingen 1998/99: Bunte Pracht – die Perlen der frühmittelalterlichen Gräberfelder von Liebenau, Kreis Nienburg, Weser, und Dörverden, Kreis Verden, Aller: Chronologie der Gräber, Entwicklung und Trageweise des Perlenschmucks, Technik der Perlen
Link zum Download des PDF auf der Webseite der DGUF
Martin Heck, Dissertation 2000: Chemisch-analytische Untersuchungen an frühmittelalterlichen Glasperlen.
Vor dem Prätorium war kurz vor dem Start der Führung bereits eine nette Truppe von Wikipedianer_innen versammelt. Geführt wurden wir von Dr. Thomas Otten, dem Projektleiter des Museumskonzepts. Er brachte uns im Rahmen der fast 3stündigen exklusiven Backstage-Führung auf den aktuellsten Stand des Projekts. Unterstützt wurde er dabei von Dr. Tanja Potthoff (Wissenschaftliche Referentin Archäologie) sowie Dr. Christiane Twiehaus (Leitung Abteilung Jüdische Geschichte).
Mauerreste des römischen Statthalterpalastes (Praetorium) – Foto: Biggi Schroeder
So erfuhren wir von Herrn Dr. Otten, dass der Museumsneubau „MIQUA – Archäologisches Quartier und Jüdisches Museum“ heißen wird. Der Name MIQUA verbindet quasi die Location des neuen Museums, welches sich „Mitten im Quartier“ befindet, mit einem der wichtigsten Bestandteile des Konzepts, der Mikwe, einem jüdischen Ritualbad.
Das neue Konzept setze durchaus auf multimediale Effekte, so Otten, aber diese sollen keinesfalls in übertriebenem Maße zu Einsatz kommen. Vielmehr schaut man sich derzeit um was es an Möglichkeiten gibt. Man plant jedenfalls die Effekte wohldosiert einzusetzen, und zwar dort wo es auch Sinn macht.
Für mich persönlich ist das geplante Ausstellungskonzept hinsichtlich des in den Grabungen geborgenen Fundmaterials sehr durchdacht. Die Funde sollen mit dem Fundort und dessen Geschichte verortet bleiben – so werden sie nicht aus dem Kontext gerissen. Daher soll es auch keine Ankäufe von potenziellen Ausstellungsstücken geben. Vielmehr setzt man daruf, die Alltagsdinge an dem Ort auszustellen, wo sie gefunden wurden. Die gesamte Ausstellungsfläche wird übrigens ca. 1600 m² Ausstellungsfläche betragen. Das ist eine ganze Menge, wie ich finde.
Am Abend gab es dann im Lokal K ab 18:30 Uhr noch eine Wikipedia-Weihnachtsfeier mit dem wohl seit Jahren stattfindenden traditionellen Bücherwichteln. Alles in allem eine tolle Sache und ein fantastischer Ausklang eines gelungenen Tages 🙂
Das Buffet im Lokal K war reich gedeckt. (Foto: Biggi Schroeder)
Mitmachen bei Wikipedia – Das kannst auch du!
Als Wikipedia-Neuling (ein sogenanntes Wiki-Greenhorn) erhoffte ich mir von der Veranstaltung natürlich auch Tipps für meine Mitarbeit an dem Projekt. Jedenfalls war es toll, mit den „alten Hasen“ unter den Wikipedia Autorinnen und Autoren ins Gespräch zu kommen.
Archäologie & Geschichte können als wichtiges Bindeglied zwischen Gesellschaft und Politik fungieren. So hatte der an Archäologie und Geschichte sehr interessierte Bundestagsabgeordnete Gerold Reichenbach vor 16 Jahren die Idee, eine History-Tour ins Leben zu rufen. Diese steht unter der Schirmherrschaft des Historikers und Germanisten Prof. Dr. Ernst Erich Metzner. Alle Informationen hierzu sind auf der Homepage von Gerold Reichenbach zu finden.
Dr. Thomas Maurer (links) und Gerold Reichenbach (Foto: Biggi Schroeder)
Die gestrige Exkursion stand unter dem Motto „Über Stock und Stein“. Als Referent stand Dr. Thomas Maurer (M.A.) vom Institut für Archäologische Wissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main zur Verfügung. Er führte uns zum Gelände, auf dem der spätrömische Burgus, einer sogneannten Schiffslände, im Jahr 2003 als Lehrgrabung der Uni-Frankfurt ausgegraben wurde. Die eigentliche Überraschung aber war, das neben dem Burgus auch neun frühmittelalterliche Körpergräber mit reichen Beigaben gefunden wurden.
Das ehemalige Grabungsgelände des Schiffsländeburgus in Astheim (Foto: Biggi Schroeder)
OMG! – Objekte mit Geschichte. So lautet der Titel einer aktuellen Ausstellung im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe. Dort sind an 26 Stationen – inmitten der Dauerausstellungen – Objekte mitsamt ihrer jeweils außergewöhnlichen Geschichte zu erleben. Fast alle gezeigten Objekte fanden auf äußerst seltsamen und oft zweifelhaften Wegen ihren Weg ins Museumsdepot.
Die folgende „Objektgeschichte“ finde ich besonders bezeichnend, denn sie handelt in einer Zeit, als typischerweise Pfarrer, Lehrer und Akademiker an archäologischen Ausgrabungen teilnahmen – oder diese gar in Eigenregie ausführten.
Des Pfarrers „neue Pötte“
Bei einer Ausgrabung der Badischen Altertümerverwaltung im Jahr 1911 wurden im Kraichgau drei Gefäße aus einem Grabhügel der älteren Hallstattzeit geborgen. An der Grabung war unter anderem auch der ortsansässige Pfarrer beteiligt. Für seine Mühe hat er sich offenbar selbst belohnt: 3 der geborgenen Gefäße hat er als „persönliches Andenken“ an die Grabung für sich behalten.
Obwohl das Badische Landesmuseum die Gefäße über Jahre hinweg zurückverlangte, kamen erst seine Erben der Aufforderung nach und übergaben die Gefäße. Allerdings waren diese inzwischen leider mit einer Tarnfarbe überstrichen worden…
Des Pfarrers „Pötte“: Nach 100 Jahren fanden sie endlich ihren Weg ins Museum. Leider wurden sie mit einer Tarnfarbe übermalt! (Foto: Biggi Schroeder)
Fazit: Eine sehr lohnenswerte Ausstellung mit einen ganz spannenden Ansatz für die Präsentation von archäologischen Objekten. Diese werden nicht als „Schatz“ präsentiert, sondern als das was sie tatsächlich sind: Objekte mit einer Geschichte!
Archäologische Fachpublikationen sind für mich im Rahmen meiner Wüstungsforschung ein wichtiges Werkzeug. Diese stehen entweder als gedruckte Publikation oder Online – im sogenannten „Open-Access“ – zur Verfügung.
Zudem etablieren sich mittlerweile verstärkt Archäologie-Blogs. Eine Liste internationaler Blogs, an deren Erstellung ich mitgewirkt habe, ist auf dem Blog Archaeologik publiziert: Archäologische Blogs – eine Liste
Auch wenn ich es bevorzuge ein Buch in der Hand zu halten, finde ich den offenen Zugang zu archäologischen und geschichtswissenschaftlichen Publikationen wichtig. Gerade wenn man beispielsweise nur eine bestimmte Information aus einer komplexen Publikation benötigt, sind diese unschlagbar.
Recherchetools für die Wüstungsforschung: Internet und Bücher (Foto: Biggi Schroeder)
Beim Landesgeschichtlichen Informationssystem Hessen (LAGIS) handelt es sich um ein tolles Recherchetool, welches ich regelmäßig für meine Wüstungsforschung nutze. Es enthält in digitaler Form Karten, Lexika, Historische Ortsansichten, einen Geschichtsatlas sowie entsprechende Literatur und Quellen (Regesten).
Universitäts-Bibliothek der Uni Heidelberg
Die Open-Access-Initiative der Universitätsbibliothek Heidelberg ist ein tolles Projekt. Doch Vorsicht: Beim Browsen innerhalb der unzähligen Publikationen kann man sich schnell verlieren… 😉
Open-Access Net
Die Informationsplattform open-access.net deckt nach eigenen Angaben den steigenden Informationsbedarf zum Thema Open Access, bündelt Informationen und bereitet diese für verschiedene Zielgruppen und Szenarien auf. Die ensprechenden Links zu den Geschichtswissenschaften finden sich hier: Open-Access in den Geschichtswissenschaften
DGUF – Die Zeitschrift „Archäologische Informationen“
Die Archäologischen Informationen, eine wissenschaftliche Zeitschrift der DGUF, gibt es bereits seit 1972. Inzwischen ist diese Zeitschrift neben der Druckversion auch im Open-Access verfügbar.
Das Jahresende ist es traditionell der Zeitpunkt für einen Rückblick, daher hier eine kurze Zusammenfassung meiner Blogstatistik:
Seit dem Start meines Blogs am 05. Juni 2015 habe ich 17 Blogposts verfasst. Auf diese wurde bisher insgesamt 4.002 mal zugegriffen. Die meisten Zugriffe erfolgten über Facebook. Da der Blog noch recht neu ist, werde ich mich bei der Nennung der beliebtesten Beiträge auf die Top-3 beschränken.
Ich wünsche Ihnen / euch allen enspannte Festtage im Kreise der Lieben und einen guten Übergang ins Jahr 2016.
Auch meine selbstgebastelte Weihnachtskarte hat – trotz Schnee und Rentier – etwas mit Archäologie und Geschichte zu tun. Das Foto zeigt die karolingische Einhardsbasilika in Michelstadt-Steinbach aus dem Jahre 827. Ein tolles Bauwerk, das zum Zeitpunkt meines Besuchs im letzten Jahr allerdings geschlossen war. Ein Grund mehr, einen erneuten Besuch in 2016 auf die Agenda zu nehmen 😉