Wohl zu beachten! – Eine Anleitung von Anno 1888 für das Verfahren bei Ausgrabungen

Die ordnungsgemäßte Dokumentation von Funden und Befunden ist in der Archäologie & Denkmalpflege von größter Wichtigkeit! Ein noch so toller Fund wird für die Wissenschaft wertlos, wenn seine Herkunft nicht klar dokumentiert wurde. Vor diesem Hintergrund finde ich die kleine Publikation „Eine Anleitung für das Verfahren bei Ausgrabungen sowie zum Konservieren Vor- und Frühgeschichtlicher Altherthümer“ aus dem Jahre 1888 äußerst fortschrittlich. Denn hier zeichnet sich bereits in Zeiten lange vor Kultur- und Denkmalschutz  ein Grundverständnis für den richtigen Umgang mit den Funden und ihrer entsprechenden Dokumentation sehr deutlich ab.

Das PDF findet sich hier: Merkbuch Alterthümer auszugraben und aufzubewahren_Berlin 1888

Ein Zitat daraus, welches mit besonders gefällt, ist dieses hier:

„Überhaupt ist es von größter Wichtigkeit, die gefundenen Gegenstände gleich nach der  Auffindung durch Etiketten genau zu bezeichnen und über die Fundumstände möglichst sogleich an Ort und Stelle recht genaue Aufzeichnungen zu machen. Bei  Entdeckung größerer Fundstellen, sowie zur Untersuchung größerer Denkmäler ziehe man auf alle Fälle Sachverständige zu Rathe.“

Auf jeden Fall kann ich nur empfehlen, sich das Büchlein einmal durchzulesen.

Nachtrag: Rainer Schreg hatte in 2011 für seinen Blog Archaeologik ebenfalls einen sehr interessanten Blogpost zu dieser Publikation verfasst. Hier ist der Link dazu: Merkbuch, Alterthümer auszugraben und aufzubewahren 1888

 

Keramik im Scherbenschleier! Vom Umgang mit spätmittelalterlichen bis neuzeitlichen Lesefunden

Viele Feldbegeher neigen dazu, bei einer Begehung ausschließlich die „schönen“ und verzierten Scherben aufzunehmen sowie selektiv hinsichtlich der eigenen bevorzugten Zeitstellung zu agieren. Einige mir bekannte Personen sind gar der Meinung, dass ausschließlich die Randscherben eine Aussagekraft besitzen. Als Folge bleiben unscheinbar aussehende Wandscherben sowie auch spätmittelalterliche bis neuzeitliche Keramik – welche dem Scherbenschleier zuzuordnen ist – auf dem Acker zurück. Aber gerade eine konsequente und gute Dokumentation dieser Warenarten kann den Archäologen wichtige Aussagen hinsichtlich möglicher Veränderungen in den Landnutzungsstrategien und somit der Siedlungsentwicklung geben.

Was genau ist eigentlich ein Scherbenschleier?

Einen sehr guten Überblick – auch über die Bedeutung des Scherbenschleiers für die Forschung – liefert uns Rainer Schreg in seinem Blogpost „Scherbenschleier als Indikator für Landnutzungsstrategien“

Auch Tamara Ruchte, Larissa Schulz und Lukas Werther haben den äußerst interessanten Blogpost „Landnutzung und Siedlungsentwicklung im Umfeld des Karlsgrabens. Scherbenschleier als archäologische Quelle“ verfasst. Hierbei geht es um mehrere Kampagnen, in denen ein Team aus Studierenden und Ehrenamtlichen sehr große Ackerflächen systematisch begangen hat.

Gerade auch die Beschreibung der Methodik finde ich hierbei sehr spannend. Alle Fragmente (auch kleinste Teile) wurden systematisch und zentimetergenau mittels Differential-GPS eingemessen. Abgrenzbar gegen echten Siedlungsniederschlag wird das Fundmaterial übrigens nur durch eine vollständige Aufsammlung. Hier zählt also eher die Quantität als die Qualität. Die so gewonnenen Daten können zu einem besseren Verständnis der spätmittelalterlichen bis neuzeitlichen Landnutzung und Siedlungsgenese beitragen. Ein gutes Beispiel in diesem Zusammenhang ist die Mistdüngung: Zerbrochene Keramik wurde früher häufig auf dem Misthaufen entsorgt. Die Scherben gelangten dann – quasi als sekundärer Verlagerung – zusammen mit dem Dung auf die Felder.

Beispiele für keramisches Fundmaterial aus dem Scherbenschleier

Nachfolgend stelle ich einige der Keramikfunde aus dem Fundmaterial meiner Wüstungen vor, die dem Scherbenschleier zuzurechnen sind.

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Blau-graues Steinzeug diverser Produktionsstätten und Zeitstellungen – etwa zwischen 1650 bis 1800 n. Chr. (Foto: Biggi Schroeder)
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Untere Reihe & oben rechts: Fragmente vom Siegburger Trichterhalskrügen,  1675 n. Chr.  Oben limks: Hart gebrannte Irdenware rhein. Produktion – ca. 12-13. Jhd.                          (Foto: Biggi Schroeder)
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Scherben der Warenart „Jüngere graue Drehscheibenware“ (Foto: Biggi Schroeder)
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Kleinstfragment eines Siebeinsatzes (links unten) sowie Scherben der sogenannten  manganvioletten Ware (Foto: Biggi Schroeder)

Die Aussagekraft des Scherbenschleiers

Der Aussagekraft des Scherbenschleiers ist auch wichtig zur Abgrenzung echter Siedlungsaktivitäten der begangenen Flächen. Wichtig sind in dem Zusammenhang die Beobachtung und Dokumentation von Funden der jüngeren Vergangenheit zur Eingrenzung von Arealen mit Müllabladung.

Übrigens: Für Verteilungsanalysen sind Randscherben allein oft zu wenig. Eine grobe Einordnung nach Warenarten ist aber oft auch bei Wandscherben möglich.

 

Verhärtete Fronten? – Einige Gedanken zur Laienforschung in Archäologie und Denkmalpflege

Beim Lesen mancher Beiträge in den sozialen Netzwerken und bei einschlägigen Foren kann man schon den Eindruck gewinnen, die Kluft zwischen Laienforschern und Archäologen sei schier unüberwindlich. Aber entspricht dieses Abbild tatsächlich der Realität? Und falls ja, wie kann eine Änderung herbeigeführt werden mit der alle leben können? Und was kann jeder einzelne tun?

Ich habe mir daher überlegt, hier meine eigenen positiven Erfahrungen und meinen „Werdegang“ als Laienforscherin zu schildern. Ziel dieses Beitrags ist es, hoffentlich einige neue Impulse vermitteln zu können. Und er soll dazu anregen, einmal in eine komplett andere Richtung zu denken als bisher…

Meine eigenen Erfahrungen mit dem Thema

Ich hatte schon seit meiner Kindheit ein großes Interesse an Archäologie und Geschichte. Das ist etwas, was ich vermutlich mit ganz vielen Menschen teile. Die Motivation, mehr zu tun als Bücher zu lesen und Museen zu besuchen, kam erst Ende 2009. Ausschlaggebend war ein Artikel über einen ehrenamtlichen „Feldbegeher“ und seine Dokumentation von archäologischen Funden. Eine Begehung zur Entdeckung von Oberflächenfunden und von Befunden sowie die entsprechende Dokumentation – das war genau „mein Ding“. Also recherchierte ich im Internet und stieß dabei auf terraplana – Gesellschaft für Archäologie im Hessischen Ried. Bei terraplana kümmern sich Wissenschaftler und Ehrenamtliche sowie interessierte Bürger gemeinsam um die Archäologie der Region. Auf der Homepage wurden unter anderem auch Praxis-Workshops in der archäologischen Geländebegehung angeboten. Ich setzte mich mit dem 1. Vorsitzenden, Dr. Thomas Maurer, in Verbindung. Er lud mich spontan zu der Weihnachtsfeier ein, damit ich einige der Vereinsmitglieder kennenlernen konnte. Hier erhielt ich dann auch alle notwenigen Informationen – inklusive dem Kontakt zur HessenArchäologie, wo ich dann in 2010 meine erste Nachforschungsgenehmigung beantragt habe. Somit waren die wichtigsten Voraussetzungen geschaffen. Der nächste Schritt war, sich das das notwendige Know-how anzueignen. Dazu sollte man sich geeignete Publikationen besorgen und entsprechende Workshops und Vorträge besuchen.

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Arbeitsgebiet Hessisches Ried (Foto: Biggi Schroeder)

Der Aufbau eines Netzwerks

Netzwerke halte ich nach meiner persönlichen Erfahrung für sehr wichtig.

Mein bester und wichtigster Netzwerkpartner ist Dr. Rainer Schreg vom RGZM in Mainz, der auch unter Archaeologik bloggt. In 2011 machte ich einen Glasfund, den ich damals nicht bestimmen konnte. Er erklärte sich bereit, mir bei der Einordnung zu helfen. Wir blieben in Kontakt und er wurde für mich zum besten Coach hinsichtlich der Themen Dokumentation, mittelalterliche Keramik, Siedlungsarchäologie, Wüstungen etc.. Ihm habe ich kürzlich auch einen Blogpost gewidmet. Herzlichen Dank an ihn für die bisherige Unterstützung.

Hinsichtlich der Dokumentation von Funden mittels GPS und QGIS war und ist Prof. Dr. Kai Christian Bruhn von der FH Mainz mein wichtigster Coach. Unser Kontakt resultierte in einem ersten QGIS-Workshop an der FH Mainz. Und nicht zu vergessen: Dr. Anne Klammt – sie leitete im letzten Jahr den zweiten QGIS-Workshop.  Merci an euch beide!

Zudem möchte ich die beiden römischen Provinzial-Archäologen Dr. Jutta Zerres und Folkert Tiarks M.A. lobend erwähnen, die mir schon öfter bei der Einordnung von römischer Keramik geholfen haben. Auch dafür ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle!

Aus meiner Erfahrung resultierend kann ich jedem Ehrenamtlichen nur empfehlen, sich ein gutes Netzwerk innerhalb der archäologischen Wissenschaften und der Denkmalpflege aufzubauen. Ich denke, gegenseitiger Respekt ist die beste Basis für eine vertrauensvolle Kooperation. Damit es funktioniert, muss man erst einmal Vertrauen aufbauen. Und das kann man am besten, wenn man sich an die „Spielregeln“ hält. Dass es diese geben muss ist verständlich, denn hier geht es schließlich um den Umgang mit archäologischen Funden – gerade auch im Sinne von Kulturgutschutz.

Unsere Verantwortung beim Umgang mit archäologischen Funden

Bei einer Begehung – sei es mit oder ohne Sonde – geht es nicht darum, die Fundtüten mit möglichst vielen Artefakten zu füllen, sondern um eine anständige Dokumentation. Erst die Aufnahme der Fundkoordinaten mittels GPS (Einzelfundeinmessung), die Kartierung (beispielsweise mittels QGIS) sowie die entsprechenden Fundberichte machen diese Funde für die Wissenschaft tatsächlich verwertbar. Und genau das sollte das Ziel aller Laienforscher sein! Man sollte einfach versuchen, sein Hobby wissenschaftlich anzugehen, dann wird man auch von den Fachleuten ernst genommen. Es ist zugegebenermaßen mit viel Arbeit verbunden! Aber verantwortungsvoller Umgang mit archäologischen Hinterlassenschaften sollte jedem die Mühe wert sein. Und falls nicht: Es gibt ja auch noch andere Hobbys… 😉

Anfassen erwünscht! Eine Keramik-Bestimmungsübung an der Uni Heidelberg

Die Bestimmung von Keramik gehört mit zu den wichtigsten Aspekten der praktischen Arbeit eines archäologischen Wissenschaftlers. Daher sind Bestimmungsübungen beim Studium der archäologischen Fächer auch ein Teil der Lehrveranstaltungen an den Universitäten.

Rainer Schreg, der z.Zt. eine Vertretungsprofessur für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Heidelberg inne hat, kam auf die Idee, dass ich meine mittelalterlichen Keramikfunde als Anschauungsmaterial für die Studenten zu Verfügung stellen könnte. Ich war begeistert von dieser Idee, und so trafen wir uns schließlich am 09. Juli mit einer Gruppe von 8 Studenten der Vor- und Frühgeschichte im Übungsraum des „Haus zum Riesen“ in Heidelberg. Die Vorbereitungen waren schnell erledigt: 4 zusammengeschobene Tische dienten als Präsentationsplattform für ca. 30 repräsentativ ausgewählte Keramikfragmente, welche unterschiedlichen mittelalterlichen Warenarten angehörten.

Rainer Schreg mit Studenten der Vor- und Frühgeschichte der Uni Heidelberg bei der Keramiksichtung
Rainer Schreg mit Studenten der Vor- und Frühgeschichte der Uni Heidelberg bei der Keramiksichtung (Foto: B. Schroeder)

Im Rahmen der Session sollten die Studenten zunächst die Funde anschauen und vor allem auch anfassen, um so erste Ideen für eine typologische Einordnung entwickeln zu können. Die nächste Aufgabe bestand darin, die Keramik nach formalen und technischen Merkmalen zu sortieren, also nach Warenarten zu ordnen. Diese gar nicht so einfache Aufgabe gelang den Studierenden erstaunlich gut. Der 3. Part bestand darin, sich je ein Keramikstück herauszusuchen und dieses so genau wie möglich zu beschreiben. Gefragt war die Beschreibung der Scherbenbeschaffenheit sowie (falls ersichtlich) auch der formalen Kriterien. Erlernt wurden dadurch Materialkenntnis, Sehen und Fühlen, die Differenzierung von Warenarten, Herstellungsmerkmale, formale Beschreibung sowie die Beschreibung von Magerungspartikeln, die nicht immer der mineralogischen Terminologie folgt.

Was anschließend folgte, habe ich mit großer Spannung erwartet: Die zuvor von den Studierenden ausführlich beschriebenen Funde wurden nun mit einem digitalen Mikroskop betrachtet. Es stellt eine sehr gute Alternative zur herkömmlichen Lupe dar, denn es ist nicht nur eine vielfach bessere Vergrößerung möglich, sondern man kann das Bild auch digital dokumentieren und mit einem Maßstab versehen.

Fragment 3
Oberfläche einer Steinzeug-Bodenscherbe unter dem digitalen Mikroskop mit teilweise aufgeschmolzenen Magerungspartikeln (Foto: R. Schreg)

Bei der Betrachtung der Fundstücke legte Rainer Schreg das Augenmerk auf die Bruchstelle und die Oberfläche des Scherbens. Voraussetzung für eine gelungene Aufnahme ist es, eine möglichst ebene Fläche zu betrachten. Dies ermöglicht es uns, die Magerung des Scherbens sehr genau anzuschauen. Vor allem konnte man aber auch Spuren von Inhaltsresten, wie etwa Kesselstein an einem der Scherben, erkennen.

Merowingerzeitliche Knickwandkeramik mit Anhafungen von Kesselstein
Merowingerzeitliche Knickwandkeramik mit Anhaftungen von Kesselstein (Foto: R. Schreg)

Bei einer anderen Scherbe konnte Rainer Schreg einen Hohlraum ausmachen, der vermutlich einmal etwas Organisches, wie etwa ein Getreidekorn bzw. einen Spelz, enthalten hatte. Die Stelle war quasi „ausgewaschen“ und ist daher nur noch als Hohlraum sichtbar. Würde man diesen Hohlraum mit flüssigem Latex ausfüllen, so könnte man u.U. einen recht guten Abdruck von diesem ehemaligen organischen Bestandteil erhalten, der wohl Teil der Magerung des Tones oder einfach eine Verunreinigung war.

Bei einer Randscherbe der Badorfer Ware werden die ausgewitterten Partikel in der Mikroanalyse sichtbar
Bei einer Randscherbe der Badorfer Ware werden die ausgewitterten Partikel in der Mikroanalyse sichtbar (Foto: R. Schreg)

Zum Abschluss sahen wir uns dann noch gemeinsam einige der Funde an, die ich bislang unter unbestimmt eingeordnet hatte und die noch einer Autopsie bedurften.

Tipp: Rainer Schreg hat auf seinem Wissenschaftsblog Archaeologik einen höchst interessanten Beitrag zum Thema „Gebrauchsspuren an Keramik“ publiziert: http://archaeologik.blogspot.de/2012/08/gebrauchsspuren-keramik.html
Sehr zu empfehlen ist auch sein Blogbeitrag vom 21. Juli 2015 über die laufende Neubearbeitung seiner Publikation „Keramik aus Südwestdeutschland“: http://archaeologik.blogspot.de/2015/07/keramik-aus-sudwestdeutschland-laufende.html

Mein Fazit: Ein absolut spannendes Projekt welches wieder einmal zeigt, wie sinnvoll und vor allem fruchtbar eine Zusammenarbeit zwischen den Wissenschaftlern und uns Ehrenamtlichen sein kann. Mein Dank geht speziell an Rainer, der diese Idee hatte. Ich freue mich auf eine Fortsetzung unserer Kooperation im Sinne der Wissenschaft…

Workshop Geodaten: Bodendenkmale erfassen, verwalten und kartieren mit GPS und QGIS

Viele der ehrenamtlich in der Bodendenkmalpflege Tätigen nutzen inzwischen ein GPS-Gerät zur Feststellung der einzelnen Fundkoordinaten. Um die ermittelten Koordinaten wissenschaftlich verwertbar zu machen, steht ihnen mit QGIS ein freies und kostenloses Geoinformationssystem zur Erfassung, Verwaltung und Darstellung dieser raumbezogenen Daten zur Verfügung.

Um den an dieser Thematik interessierten Ehrenamtlichen den Einstieg in die Materie zu erleichtern, fand erstmals am 12. April 2014 der Workshop „Ehrenamtliche Bodendenkmalpflege mit QGIS 2.0“ statt. (Interner Link: https://scherbensteinewuestungen.wordpress.com/2015/06/08/re-blogged-ehrenamtliche-bodendenkmalpflege-mit-qgis-2-0/). Dieser Workshop war der beste Beweis dafür, wie erfolgreich eine gute Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern und ehrenamtlich engagierten Bodendenkmalpflegern funktionieren kann!

Der Praxis-Workshop
Der von den damaligen Kursteilnehmern gewünschte, primär praxisorientierte Workshop fand nun am 13. Juni 2015 unter der Leitung von Anne Klammt statt. Unterstützt wurde sie dabei von Kai-Christian Bruhn, dem Leiter des ersten Workshops und Florian Thiery. Beide arbeiten am i3mainz – Institut für raumbezogene Informations- und Messtechnik an der Hochschule Mainz.

Teilnehmer am QGIS-Workshop m i3mainz im Juni 2015
Die 7 Teilnehmer verfügten nach Auffassung von Anne Klammt (rechts oben im Bild) bereits über erstaunlich gute Kenntnisse der Materie.

Zum Einstieg wurde der Umgang mit Layern aus Geodatenbrowsern am Beispiel des Bayern-Atlas gezeigt. Diese Layer haben einen räumlichen Bezug und können somit in Geoinformationssystemen weiterverarbeitet werden. Die zweite Aufgabe umfasste das Arbeiten mit Geodaten, welche in unterschiedliche Formate gebracht wurden (.kml- und Shape-Dateien). Die erstellten Polygone eigneten sich besonders, um daran das Berechnen von Flächen zu üben. Vertieft wurde in weiteren Übungen das Einbinden von Luftbildquellen, die Verwendung der unterschiedlichen Koordinatensystemen (geographisch / metrisch) sowie der Umgang mit Vektordaten am Beispiel des eigenen GPS-Gerätes. Diese Rohdaten können problemlos in QGIS geladen und dort – etwa als Kartierung – weiterverarbeitet werden.

Fazit: Die Kursleiterin sowie die Kursteilnehmer waren am Ende sichtlich begeistert von den gemeinsam erarbeiteten Resultaten. Die entspannte Atmosphäre trug ebenfalls zu einem guten Gelingen der Veranstaltung bei.

Tipp: Anne Klammt hat u.a. Publikationen zum Thema GIS bei Academia.edu veröffentlicht: http://independent.academia.edu/AnneKlammt

Dieser Workshop war eine Kooperation von:
terraplana – Gesellschaft für Archäologie im Hessischen Ried e.V.
www.terraplana.de
HessenArchäologie http://www.hessen-archaeologie.de/
i3mainz – Institut für raumbezogene Informations- und Messtechnik http://i3mainz.hs-mainz.de/

Re-blogged: Ehrenamtliche Bodendenkmalpflege mit QGIS 2.0

Ein Re-blog meines Gastbeitrags vom 24. April 2014 – publiziert auf Archaeologik (http://archaeologik.blogspot.de/), dem  Wissenschaftsblog von Dr. Rainer Schreg

Ehrenamtliche Bodendenkmalpflege mit QGIS 2.0

Ein Gastbeitrag von Biggi Schroeder

In der ehrenamtlichen Bodendenkmalpflege ist die exakte Dokumentation der Funde und Befunde extrem wichtig. Dazu gehört auch die mobile Erfassung (Einzelfund-Einmessung) der Fundpunkte per GPS-Handheld. Zur Weiterverarbeitung dieser Geodaten steht den Ehrenamtlichen mit QGIS 2.0 eine benutzerfreundliche, kostenfreie Open-Source-Anwendung zur Verfügung, welche die Dokumentation von archäologischen Funden qualitativ auf ein höheres Level stellt. Erlernen kann es im Prinzip jeder, der das notwendige Interesse mitbringt. Es stehen diverse Möglichkeiten zur Verfügung, sich in die Materie einzuarbeiten.
Einzelfundeinmessung gehört heute zu
den Grundprinzipien archäologischer
Geländearbeit. QGIS ermöglicht es auch
den ehrenamtlichen Mitarbeitern ihre Funde
zu kartieren (Foto: B. Schroeder)

Der Workshop

Als ehrenamtliche Mitarbeiterin des Landesdenkmalamtes Hessen bin ich seit 2009 – mit der dazu erforderlichen Nachforschungsgenehmigung – aktiv in der Bodendenkmalpflege tätig. Um die bei den Feldbegehungen gesicherten Funde und Befunde zu kartieren, habe ich bis vor einem Jahr die Anwendung „Hessenviewer“ genutzt. Die Benutzung war zum Teil recht umständlich und die Ergebnisse waren nicht immer zufriedenstellend. Rainer Schreg war es, der mich damals auf die Idee brachte, eine OpenSouce GIS-Anwendung für die Zwecke der Kartierung zu nutzen. Ich entschied mich nach einiger Recherche für die Installation der Software QGIS (Version 1.7). Nach ersten „Gehversuchen“ und vielen offenen Fragen stieß ich durch Zufall auf die fachlich orientierte facebook-Gruppe „Archäologie und GIS“. Hier kam ich erstmals mit Kai-Christian Bruhn, Professor für Informations- und Messtechnik in der Archäologie an der  FH Mainz,  in Kontakt, der spontan anbot, mir mit einem Crash-Kurs den Einstieg zu erleichtern. So entstand später auch die Idee zu einem Workshop für Ehrenamtliche, welcher unter seiner Leitung am 12. April erstmals an der an der FH Mainz (Geoinformatik & Vermessung) veranstaltet wurde. Unterstützt wurde er von Tobias Kohr und Thomas Engel, die als wissenschaftliche Mitarbeiter am i3mainz, Institut für raumbezogene Informations- und Messtechnik an der FH Mainz diverse Forschungsprojekte im Bereich Archäologie und GIS durchführen. Der Workshop war eine Veranstaltung von terraplana in Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege, Wiesbaden und der i3mainz -Institut für raumbezogene Informations- und Messtechnik, Fachhochschule Mainz.


Ehrenamtliche Bodendenkmalpflege mit QGIS

Die Motivation der 11 Teilnehmer war recht einheitlich: Vorhandenes Grundwissen zu ergänzen und zu erlernen, wie man QGIS 2.0 möglichst effektiv für die Erfassung, Verwaltung und Kartierung von Geodaten, speziell für die eigene Fundverwaltung nutzen kann.
Zu Beginn des Workshops erklärte Kai-Christian Bruhn, er verstehe sich an diesem Tag ebenfalls als Ehrenamtlicher, denn die Entwicklung und Verbreitung von Open Source Software wie QGIS 2.0 habe viel mit ehrenamtlichen Engagement gemeinsam. So vermittelte er uns im Laufe der folgenden 7 Stunden zunächst die notwendigen Grundlagen zu QGIS und Geodaten allgemein. Im Folgenden bekamen wir Einblicke in die Themenbereiche Geometrie, Topologie, Thematik, Semantik und Dynamik von Geodaten sowie Koordinatenbezugssystemen, Geodatenformaten und den messtechnischen Grundlagen der Erfassung per GPS. Die praktischen Übungen waren geprägt vom Einbinden von Geodiensten, der Vektorisierung von Geodaten und der Georeferernzierung von Kartenmaterialien. Zum Schluss wurde gezeigt, wie man die Daten dann in einer Druckzusammenstellung anschaulich darstellen kann. Jeder von uns bekam den Link zu der von Prof. Bruhn erstellten Präsentation, welche neben den behandelten Themen eine Vielzahl an nützlichen Links und Tipps enthielt.
Diese Präsentation steht auch online:

 Am Ende bleibt festzuhalten: Die Erwartungen der Teilnehmer an den Workshop wurden erfüllt! Da allerdings die praktischen Übungen aus Zeitgründen etwas zu kurz kamen, wünschten sich alle Teilnehmer einen Folgekurs.

Zum Umgang mit archäologischen Funden gehört eben nicht nur die Geländearbeit, sondern auch deren Dokumentation. Kostenlose GIS-Programme ermöglichen es heute auch dem Ehrenamtlichen, Funddaten so aufzuzeichnen, dass sie wissenschaftlich auch tatsächlich verwertbar sind.

Ausdrücklicher Dank für die Unterstützung geht nochmals an Kai-Christian Bruhn!

Biggi Schroeder ist ehrenamtliche Mitarbeiterin der HessenArchäologie und macht regelmäßige Begehungen auf mittelalterlichen Wüstungen. Sie hat den Workshop mit Kai-Christian Bruhn als eine Veranstaltung des Vereins terraplana organisiert, dessen Vorstand sie angehört.