Glasperlenschmuck – Eine kunsthandwerkliche Tradition über die Jahrtausende

Schmuck galt schon in Zeiten der Vorgeschichte als kostbar und hatte über alle Epochen hinweg  einen besonderen Prestigewert. Auch Glasperlen dienten als Schmuck, entweder in Form von Ketten oder als Trachtenbestandteil. Die Glasperlenherstellung hatte ihren Ursprung im vor­geschichtlichen Europa bereits vor ca. 3.000 Jahren. Glasperlen finden sich daher im archäologischen Fundmaterial von Siedlungen und Gräbern der Bronze-, Eisen-, und Römerzeit bis hin zum Mittelalter.

Bei den Begehungen meiner mittelalterlichen Wüstungen finde ich auch heute noch Spuren dieser Schmucktradition. Zu meinem Lesefundspektrum gehören bislang 4 Glasperlen, welche ich über einen Zeitraum von ca. 3 Jahren bergen konnte. Um Perlen auf dem Acker zu erkennen, benötigt man neben guten Augen auch eine gewisse Portion Neugier. Zum Beispiel hätte ich – ohne diese Neugier – die weiße Perle mit einen Durchmesser von nur 5 Milimeter nicht als solche erkannt. Man hätte sie nämlich auch für einen kleinen Kieselstein halten können…

Nachfolgend stelle ich meine 4 Funde genauer vor. Die meergrüne und die weiße Perle konnten von ihrer Form her als merowingerzeitlich bestimmt werden. Die beiden kobaltblauen Perlenfragmente sind zeitlich nicht näher zu bestimmen. Von ihrer Form und Farbe her könnten sie vorgeschichtlich, römisch oder mittelalterlich sein.

Meergrüne Perle (merowingerzeitlich)

Die tönnchenförmige Perle ist aus opakem Glas. Dieses erscheint an der Oberfläche matt und rauh. Man kann aber die meergrüne Farbe noch deutlich an einigen Stellen erkennen. Sie hat einen Durchmesser von 1,2 cm und eine Höhe von 1 cm.

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Am oberen Rand ist die ursprüngliche Farbe noch gut sichtbar. (Foto: Biggi Schroeder)
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Die Glasperle im Profil  (Foto: Biggi Schroeder)

Weiße Perle (merowingerzeitlich)

Die Perle ist aus opakem Glas, welches an der Oberfläche matt erscheint. Sie hat einen Durchmesser von 0,5 cm und eine Höhe von 0,5 cm.

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Die Form der Perle ist eher viereckig als rund (Foto: Biggi Schroeder)
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Die Perle im Profil (Foto: Biggi Schroeder)

Kobaltblaue Perle (zeitlich nicht genauer bestimmbar)

Die kobaltblaue Perle ist aus transluzentem Glas, welches an der Oberfläche eine silbrig-glänzende Patina aufweist. Sie hat einen Durchmesser von 0,5 cm und eine Höhe von 0,5 cm.

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Hier sieht man auch gut die silbrige Patina (Foto: Biggi Schroeder)
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Die Bruchstelle der Perle (Foto: Biggi Schroeder)

Kobaltblaue Perle (zeitlich nicht genauer bestimmbar)

Die kobaltblaue Perle ist aus transluzentem Glas, welches nur eine geringe Patina erkennen läßt. Sie hat einen Durchmesser von 0,5 cm und eine Höhe von 0,5 cm.

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Draufsicht (Foto: Biggi Schroeder)
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Die Bruchstelle der Glasperle (Foto: Biggi Schroeder)

Herstellungstechnik der Glasperlen

Vielleicht ist es für den einen oder anderen noch interessant, wie die Glasperlen denn hergestellt wurden. Auf der Webseite der Archäologie Krefeld wird die Methode sehr anschaulich erklärt: Die Technik der Glasperlenherstellung

Glasperlendrehen als Experiment

Übrigens haben wir vor einigen Jahren bei terraplana mal als Experiment Perlen selbst gedreht. Zugegebenermaßen hatten wir keinen Glas-Schmelzofen, daher musste ein Campingkocher für den Schmelzvorgang herhalten 😉 Dennoch: Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen.

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Glasperlen aus eigener Herstellung – immerhin kam Material für eine komplette Kette zusammen. (Foto: Biggi Schroeder)

Literaturhinweise

Die folgenden Publikationen (oder Teile davon) kann man als PDF im Internet abrufen:

Magdalena Tempelmann-Maczynska, 1985: Die Perlen der römischen Kaiserzeit und der frühen Phase der Völkerwanderungszeit im mitteleuropäischen Barbaricum, Verlag Philipp von Zabern, Mainz

Maren Siegmann, Dissertation Göttingen 1998/99: Bunte Pracht – die Perlen der frühmittelalterlichen Gräberfelder von Liebenau, Kreis Nienburg, Weser, und Dörverden, Kreis Verden, Aller: Chronologie der Gräber, Entwicklung und Trageweise des Perlenschmucks, Technik der Perlen
Link zum Download des PDF auf der Webseite der DGUF

Martin Heck, Dissertation 2000: Chemisch-analytische Untersuchungen an frühmittelalterlichen Glasperlen.