Archaeologik – Der Wissenschaftsblog zu den Themen Archäologie und Kulturgutschutz

Blogs als Instrument der Wissenschaftskommunikation

Rainer Schreg bloggt seit Mai 2010 mit sehr großem Erfolg in seinen Wissenschaftsblog Archaeologik zu Themen aus den Feldern Archäologie und Kulturgutschutz. Was ursprünglich (und nach seiner Aussage auch heute noch) als Experiment der wissenschaftlichen Kommunikation gedacht war, entwickelte sich quasi über die Jahre zu einer wirklichen Institution. Auch Medien wie Rundfunk- und Fernsehsender wollen inzwischen seine Expertise zu den Themen Kulturgutraub und Zerstörung von Kulturgut.

Screenshot Archaeologik
Screenshot einer meiner Lieblingsbeiträge (mit freundlicher Genehmigung von Rainer Schreg)

Erfahrungen aus der Arbeit mit dem Wissenschaftsweblog Archaeologik

Rainer Schreg ermöglicht uns einen sehr intensiven Einblick in seine persönlichen Erfahrungen aus der Arbeit mit dem deutschen Wissenschaftsweblog Archaeologik hinsichtlich des Verhältnisses des Fachs zu Öffentlichkeit, Medien und Politik. Die entsprechende Publikation ist unter diesem Link auf der DGUF-Webseite zu finden: Archäologische Informationen: Early-View

Stetig steigende Zugriffszahlen

Mit insgesamt fast 450.000 Zugriffen ist Archaeologik wohl einer der beliebtesten deutschsprachigen Archäologie-Blogs überhaupt. Die ganz aktuellen Zahlen hat Rainer Schreg in einer statistischen Zusammenfassung online gestellt: Archaeologik 2015

Der Themenkomplex „Kulturgut“

Das Thema „Kulturgut“ ist mit bis dato 243 Beiträgen vertreten und stellt daher den bisher größten Themenkomplex dar. Hierunter fallen auch die Zerstörung von Kulturgut in ihren diversen Ausprägungen wie Raubgrabungen, Plünderungen antiker Stätten, Vandalismus etc. Einer der ersten Blogposts zu diesem Themenbereich war das Geständnis des ehemaligen RTL-Chef Helmut Thoma, der in einem Interview die Plünderung eines antiken Grabes in Palmyra gestand. Dieser ist hier nachzulesen: „Es war Nacht und da waren Schlangen…“

Wissenschaftsblog des Jahres 2015

And the winner is… Archaeologik! Am 06. Januar 2016 wurde verkündet, das Archaeologik unter den nominierten Blogs Platz 1 erreicht hat und somit  Wissenschaftsblog des Jahres 2015 wurde. Meinen herzlichen Glückwunsch dazu!

Fazit: Mein persönlicher Favorit unter den Wissenschaftsblogs ist ganz klar Archaeologik. Was mich fesselt ist die Themenvielfalt und auch die gute Recherche. Besonders die Blogposts zu den Themen Keramik, Archäologie des Mittelalters, Denkmalpflege sowie zur Siedlungs- und Umweltarchäologie finde ich persönlich im Hinblick auf meine Laienforschungsinteressen sehr spannend.

Buchtipp: Keramik aus Südwestdeutschland von Dr. Rainer Schreg

Ich bereite derzeit eine Blogpost-Serie über die mittelalterlichen Warenarten des Fundspektrums meiner Wüstungen vor. Im Vorfeld möchte ich daher kurz ein Buch vorstellen, welches mir sehr bei der Bestimmung und Beschreibung der einzelnen Keramikfunde geholfen hat. Zitate daraus (oder aus der weiterführenden Literatur) werde ich jeweils unter Angabe der Quelle in meiner Blogpost-Serie verwenden.

Der Autor Dr. Rainer Schreg, der auch den sehr lesenswerten Blog Archaeologik betreibt, überarbeitet die Publikation derzeit zusammen mit Studierenden aus Tübingen und Heidelberg: http://archaeologik.blogspot.de/2015/07/keramik-aus-sudwestdeutschland-laufende.html

Der Link zu der Bezugsquelle für die Publikation findet sich hier: http://archaeologik.blogspot.de/2012/05/wieder-lieferbar-keramik-aus.html

Anfassen erwünscht! Eine Keramik-Bestimmungsübung an der Uni Heidelberg

Die Bestimmung von Keramik gehört mit zu den wichtigsten Aspekten der praktischen Arbeit eines archäologischen Wissenschaftlers. Daher sind Bestimmungsübungen beim Studium der archäologischen Fächer auch ein Teil der Lehrveranstaltungen an den Universitäten.

Rainer Schreg, der z.Zt. eine Vertretungsprofessur für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Heidelberg inne hat, kam auf die Idee, dass ich meine mittelalterlichen Keramikfunde als Anschauungsmaterial für die Studenten zu Verfügung stellen könnte. Ich war begeistert von dieser Idee, und so trafen wir uns schließlich am 09. Juli mit einer Gruppe von 8 Studenten der Vor- und Frühgeschichte im Übungsraum des „Haus zum Riesen“ in Heidelberg. Die Vorbereitungen waren schnell erledigt: 4 zusammengeschobene Tische dienten als Präsentationsplattform für ca. 30 repräsentativ ausgewählte Keramikfragmente, welche unterschiedlichen mittelalterlichen Warenarten angehörten.

Rainer Schreg mit Studenten der Vor- und Frühgeschichte der Uni Heidelberg bei der Keramiksichtung
Rainer Schreg mit Studenten der Vor- und Frühgeschichte der Uni Heidelberg bei der Keramiksichtung (Foto: B. Schroeder)

Im Rahmen der Session sollten die Studenten zunächst die Funde anschauen und vor allem auch anfassen, um so erste Ideen für eine typologische Einordnung entwickeln zu können. Die nächste Aufgabe bestand darin, die Keramik nach formalen und technischen Merkmalen zu sortieren, also nach Warenarten zu ordnen. Diese gar nicht so einfache Aufgabe gelang den Studierenden erstaunlich gut. Der 3. Part bestand darin, sich je ein Keramikstück herauszusuchen und dieses so genau wie möglich zu beschreiben. Gefragt war die Beschreibung der Scherbenbeschaffenheit sowie (falls ersichtlich) auch der formalen Kriterien. Erlernt wurden dadurch Materialkenntnis, Sehen und Fühlen, die Differenzierung von Warenarten, Herstellungsmerkmale, formale Beschreibung sowie die Beschreibung von Magerungspartikeln, die nicht immer der mineralogischen Terminologie folgt.

Was anschließend folgte, habe ich mit großer Spannung erwartet: Die zuvor von den Studierenden ausführlich beschriebenen Funde wurden nun mit einem digitalen Mikroskop betrachtet. Es stellt eine sehr gute Alternative zur herkömmlichen Lupe dar, denn es ist nicht nur eine vielfach bessere Vergrößerung möglich, sondern man kann das Bild auch digital dokumentieren und mit einem Maßstab versehen.

Fragment 3
Oberfläche einer Steinzeug-Bodenscherbe unter dem digitalen Mikroskop mit teilweise aufgeschmolzenen Magerungspartikeln (Foto: R. Schreg)

Bei der Betrachtung der Fundstücke legte Rainer Schreg das Augenmerk auf die Bruchstelle und die Oberfläche des Scherbens. Voraussetzung für eine gelungene Aufnahme ist es, eine möglichst ebene Fläche zu betrachten. Dies ermöglicht es uns, die Magerung des Scherbens sehr genau anzuschauen. Vor allem konnte man aber auch Spuren von Inhaltsresten, wie etwa Kesselstein an einem der Scherben, erkennen.

Merowingerzeitliche Knickwandkeramik mit Anhafungen von Kesselstein
Merowingerzeitliche Knickwandkeramik mit Anhaftungen von Kesselstein (Foto: R. Schreg)

Bei einer anderen Scherbe konnte Rainer Schreg einen Hohlraum ausmachen, der vermutlich einmal etwas Organisches, wie etwa ein Getreidekorn bzw. einen Spelz, enthalten hatte. Die Stelle war quasi „ausgewaschen“ und ist daher nur noch als Hohlraum sichtbar. Würde man diesen Hohlraum mit flüssigem Latex ausfüllen, so könnte man u.U. einen recht guten Abdruck von diesem ehemaligen organischen Bestandteil erhalten, der wohl Teil der Magerung des Tones oder einfach eine Verunreinigung war.

Bei einer Randscherbe der Badorfer Ware werden die ausgewitterten Partikel in der Mikroanalyse sichtbar
Bei einer Randscherbe der Badorfer Ware werden die ausgewitterten Partikel in der Mikroanalyse sichtbar (Foto: R. Schreg)

Zum Abschluss sahen wir uns dann noch gemeinsam einige der Funde an, die ich bislang unter unbestimmt eingeordnet hatte und die noch einer Autopsie bedurften.

Tipp: Rainer Schreg hat auf seinem Wissenschaftsblog Archaeologik einen höchst interessanten Beitrag zum Thema „Gebrauchsspuren an Keramik“ publiziert: http://archaeologik.blogspot.de/2012/08/gebrauchsspuren-keramik.html
Sehr zu empfehlen ist auch sein Blogbeitrag vom 21. Juli 2015 über die laufende Neubearbeitung seiner Publikation „Keramik aus Südwestdeutschland“: http://archaeologik.blogspot.de/2015/07/keramik-aus-sudwestdeutschland-laufende.html

Mein Fazit: Ein absolut spannendes Projekt welches wieder einmal zeigt, wie sinnvoll und vor allem fruchtbar eine Zusammenarbeit zwischen den Wissenschaftlern und uns Ehrenamtlichen sein kann. Mein Dank geht speziell an Rainer, der diese Idee hatte. Ich freue mich auf eine Fortsetzung unserer Kooperation im Sinne der Wissenschaft…