Workshop: Einführung in die Magnetometerprospektion

Die HessenArchäologie bietet jährlich ein umfangreiches Weiterbildungsangebot für die ehrenamtlich in der Denkmalpflege Tätigen an. Ganz besonders spannend fand ich den gestrigen Workshop mit dem Thema: Einführung in die Magnetometerprospektion. Geleitet wurde der Workshop von Patrick Mertl M.A.. Er ist Archäologe am Institut für Vor- und Frühgeschichte der Johannes-Gutenberg Universität in Mainz.

Der Theorieteil

In der sehr inspirierenden Umgebung der Bibliothek vom Schloss Biebrich in Wiesbaden fand der theoretische Teil des Workshops statt. Wir lernten zunächst, dass man mit einer Magnetometerprospektion das durch Bodeneingriffe veränderte Geomagnetfeld der Erdoberfläche messen, und die Daten dann in Form von Graustufenbildern dargestellt werden können.

Patrick Mertl stellte uns diverse Anwendungsbeispiele der Prospektion vor. So bekamen wir einen guten Überblick über die Möglichkeiten, aber auch über die Grenzen von geophysikalischen Untersuchungen. Anhand diverser Fallbeispielen erklärte er die häufig damit verbundene Problematik bei der Interpretation der Daten.

Der Praxisteil

Nachdem wir die nahegelegene Fundstelle erreicht hatten, wurde zunächst das Messgerät (Magnetometer) „einsatzbereit“ gemacht. Der Zusammenbau des „Schiebesystems“ und die Befestigung der Stabsonden an dem Gerät gingen relativ zügig.

Zusammenbau des Magnetometers (Foto: Rüdiger von Alkier)
Zusammenbau des Magnetometers (Foto: Rüdiger von Alkier)

Die zu messende Fläche wurde nun vorbereitet, indem sie unter dem Einsatz von Holzpflöcken und Maßbändern eingeteilt wurde. Die eigentliche Messung erfolgte nun entlang der mit dem Maßband festgelegten Bahnen. Die so generierten Daten müssen im Anschluss noch prozessiert werden.

Messung entlang der Markierungen (Foto: Rüdiger von Alkier)
Messung entlang der Markierungen (Foto: Rüdiger von Alkier)

Ein weiteres Highlight war der Einsatz einer sogenannten Drohne für die Luftbildaufnahmen der Fundstelle. Zudem gab es dann noch ein Gruppenfoto der Kursteilnehmer aus der Vogelperspektive.

Die Kursteilnehmer aus der Vogelperspektive (Foto: Patrick Mertl)

Das Ergebnis

Nach der erfolgten Verarbeitung der Daten verkündete Patrick Mertl das offizielle Endergebnis: Die Darstellung auf dem Graustufenbild ist wolkig aber gleichmäßig. Es zeigt diverse Anomalien, die sich auf bestimmte Bereiche konzentrieren. Darunter ist auch eine größere Anomalie, eventuell eine Grube. Spannend ist auch, dass sich der ehemalige Bachlauf schön abzeichnet. In einem anderen Bereich kann man sehr schön das weitgehende Ende einer Siedlung, also ein Auslaufen der Siedlungsaktivitäten, erkennen.

Fazit:
Ein absolut spannender Workshop, dessen Inhalt von Patrick Mertl exzellent vermittelt wurde.

Tipp:
Patrick Mertl machte uns auch die von Ralf Hesse vom Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg entwickelte, kostenfreie Lidar Visualisation Toolbox (LiVT) aufmerksam.

Ralf Hesse: Lidar-Anwendung in der Archäologie: Grundlagen, Visualisierung und Interpretation

Link: http://www.academia.edu/8603039/Lidar-Anwendung_in_der_Arch%C3%A4ologie_Grundlagen_Visualisierung_und_Interpretation

Workshop Geodaten: Bodendenkmale erfassen, verwalten und kartieren mit GPS und QGIS

Viele der ehrenamtlich in der Bodendenkmalpflege Tätigen nutzen inzwischen ein GPS-Gerät zur Feststellung der einzelnen Fundkoordinaten. Um die ermittelten Koordinaten wissenschaftlich verwertbar zu machen, steht ihnen mit QGIS ein freies und kostenloses Geoinformationssystem zur Erfassung, Verwaltung und Darstellung dieser raumbezogenen Daten zur Verfügung.

Um den an dieser Thematik interessierten Ehrenamtlichen den Einstieg in die Materie zu erleichtern, fand erstmals am 12. April 2014 der Workshop „Ehrenamtliche Bodendenkmalpflege mit QGIS 2.0“ statt. (Interner Link: https://scherbensteinewuestungen.wordpress.com/2015/06/08/re-blogged-ehrenamtliche-bodendenkmalpflege-mit-qgis-2-0/). Dieser Workshop war der beste Beweis dafür, wie erfolgreich eine gute Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern und ehrenamtlich engagierten Bodendenkmalpflegern funktionieren kann!

Der Praxis-Workshop
Der von den damaligen Kursteilnehmern gewünschte, primär praxisorientierte Workshop fand nun am 13. Juni 2015 unter der Leitung von Anne Klammt statt. Unterstützt wurde sie dabei von Kai-Christian Bruhn, dem Leiter des ersten Workshops und Florian Thiery. Beide arbeiten am i3mainz – Institut für raumbezogene Informations- und Messtechnik an der Hochschule Mainz.

Teilnehmer am QGIS-Workshop m i3mainz im Juni 2015
Die 7 Teilnehmer verfügten nach Auffassung von Anne Klammt (rechts oben im Bild) bereits über erstaunlich gute Kenntnisse der Materie.

Zum Einstieg wurde der Umgang mit Layern aus Geodatenbrowsern am Beispiel des Bayern-Atlas gezeigt. Diese Layer haben einen räumlichen Bezug und können somit in Geoinformationssystemen weiterverarbeitet werden. Die zweite Aufgabe umfasste das Arbeiten mit Geodaten, welche in unterschiedliche Formate gebracht wurden (.kml- und Shape-Dateien). Die erstellten Polygone eigneten sich besonders, um daran das Berechnen von Flächen zu üben. Vertieft wurde in weiteren Übungen das Einbinden von Luftbildquellen, die Verwendung der unterschiedlichen Koordinatensystemen (geographisch / metrisch) sowie der Umgang mit Vektordaten am Beispiel des eigenen GPS-Gerätes. Diese Rohdaten können problemlos in QGIS geladen und dort – etwa als Kartierung – weiterverarbeitet werden.

Fazit: Die Kursleiterin sowie die Kursteilnehmer waren am Ende sichtlich begeistert von den gemeinsam erarbeiteten Resultaten. Die entspannte Atmosphäre trug ebenfalls zu einem guten Gelingen der Veranstaltung bei.

Tipp: Anne Klammt hat u.a. Publikationen zum Thema GIS bei Academia.edu veröffentlicht: http://independent.academia.edu/AnneKlammt

Dieser Workshop war eine Kooperation von:
terraplana – Gesellschaft für Archäologie im Hessischen Ried e.V.
www.terraplana.de
HessenArchäologie http://www.hessen-archaeologie.de/
i3mainz – Institut für raumbezogene Informations- und Messtechnik http://i3mainz.hs-mainz.de/

Re-blogged: Ehrenamtliche Bodendenkmalpflege mit QGIS 2.0

Ein Re-blog meines Gastbeitrags vom 24. April 2014 – publiziert auf Archaeologik (http://archaeologik.blogspot.de/), dem  Wissenschaftsblog von Dr. Rainer Schreg

Ehrenamtliche Bodendenkmalpflege mit QGIS 2.0

Ein Gastbeitrag von Biggi Schroeder

In der ehrenamtlichen Bodendenkmalpflege ist die exakte Dokumentation der Funde und Befunde extrem wichtig. Dazu gehört auch die mobile Erfassung (Einzelfund-Einmessung) der Fundpunkte per GPS-Handheld. Zur Weiterverarbeitung dieser Geodaten steht den Ehrenamtlichen mit QGIS 2.0 eine benutzerfreundliche, kostenfreie Open-Source-Anwendung zur Verfügung, welche die Dokumentation von archäologischen Funden qualitativ auf ein höheres Level stellt. Erlernen kann es im Prinzip jeder, der das notwendige Interesse mitbringt. Es stehen diverse Möglichkeiten zur Verfügung, sich in die Materie einzuarbeiten.
Einzelfundeinmessung gehört heute zu
den Grundprinzipien archäologischer
Geländearbeit. QGIS ermöglicht es auch
den ehrenamtlichen Mitarbeitern ihre Funde
zu kartieren (Foto: B. Schroeder)

Der Workshop

Als ehrenamtliche Mitarbeiterin des Landesdenkmalamtes Hessen bin ich seit 2009 – mit der dazu erforderlichen Nachforschungsgenehmigung – aktiv in der Bodendenkmalpflege tätig. Um die bei den Feldbegehungen gesicherten Funde und Befunde zu kartieren, habe ich bis vor einem Jahr die Anwendung „Hessenviewer“ genutzt. Die Benutzung war zum Teil recht umständlich und die Ergebnisse waren nicht immer zufriedenstellend. Rainer Schreg war es, der mich damals auf die Idee brachte, eine OpenSouce GIS-Anwendung für die Zwecke der Kartierung zu nutzen. Ich entschied mich nach einiger Recherche für die Installation der Software QGIS (Version 1.7). Nach ersten „Gehversuchen“ und vielen offenen Fragen stieß ich durch Zufall auf die fachlich orientierte facebook-Gruppe „Archäologie und GIS“. Hier kam ich erstmals mit Kai-Christian Bruhn, Professor für Informations- und Messtechnik in der Archäologie an der  FH Mainz,  in Kontakt, der spontan anbot, mir mit einem Crash-Kurs den Einstieg zu erleichtern. So entstand später auch die Idee zu einem Workshop für Ehrenamtliche, welcher unter seiner Leitung am 12. April erstmals an der an der FH Mainz (Geoinformatik & Vermessung) veranstaltet wurde. Unterstützt wurde er von Tobias Kohr und Thomas Engel, die als wissenschaftliche Mitarbeiter am i3mainz, Institut für raumbezogene Informations- und Messtechnik an der FH Mainz diverse Forschungsprojekte im Bereich Archäologie und GIS durchführen. Der Workshop war eine Veranstaltung von terraplana in Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege, Wiesbaden und der i3mainz -Institut für raumbezogene Informations- und Messtechnik, Fachhochschule Mainz.


Ehrenamtliche Bodendenkmalpflege mit QGIS

Die Motivation der 11 Teilnehmer war recht einheitlich: Vorhandenes Grundwissen zu ergänzen und zu erlernen, wie man QGIS 2.0 möglichst effektiv für die Erfassung, Verwaltung und Kartierung von Geodaten, speziell für die eigene Fundverwaltung nutzen kann.
Zu Beginn des Workshops erklärte Kai-Christian Bruhn, er verstehe sich an diesem Tag ebenfalls als Ehrenamtlicher, denn die Entwicklung und Verbreitung von Open Source Software wie QGIS 2.0 habe viel mit ehrenamtlichen Engagement gemeinsam. So vermittelte er uns im Laufe der folgenden 7 Stunden zunächst die notwendigen Grundlagen zu QGIS und Geodaten allgemein. Im Folgenden bekamen wir Einblicke in die Themenbereiche Geometrie, Topologie, Thematik, Semantik und Dynamik von Geodaten sowie Koordinatenbezugssystemen, Geodatenformaten und den messtechnischen Grundlagen der Erfassung per GPS. Die praktischen Übungen waren geprägt vom Einbinden von Geodiensten, der Vektorisierung von Geodaten und der Georeferernzierung von Kartenmaterialien. Zum Schluss wurde gezeigt, wie man die Daten dann in einer Druckzusammenstellung anschaulich darstellen kann. Jeder von uns bekam den Link zu der von Prof. Bruhn erstellten Präsentation, welche neben den behandelten Themen eine Vielzahl an nützlichen Links und Tipps enthielt.
Diese Präsentation steht auch online:

 Am Ende bleibt festzuhalten: Die Erwartungen der Teilnehmer an den Workshop wurden erfüllt! Da allerdings die praktischen Übungen aus Zeitgründen etwas zu kurz kamen, wünschten sich alle Teilnehmer einen Folgekurs.

Zum Umgang mit archäologischen Funden gehört eben nicht nur die Geländearbeit, sondern auch deren Dokumentation. Kostenlose GIS-Programme ermöglichen es heute auch dem Ehrenamtlichen, Funddaten so aufzuzeichnen, dass sie wissenschaftlich auch tatsächlich verwertbar sind.

Ausdrücklicher Dank für die Unterstützung geht nochmals an Kai-Christian Bruhn!

Biggi Schroeder ist ehrenamtliche Mitarbeiterin der HessenArchäologie und macht regelmäßige Begehungen auf mittelalterlichen Wüstungen. Sie hat den Workshop mit Kai-Christian Bruhn als eine Veranstaltung des Vereins terraplana organisiert, dessen Vorstand sie angehört.