Jeder Feldbegeher kennt das sicherlich: Man findet hin und wieder Rand-, Wand- Bodenscherben, die man nicht zweifelsfrei einer bestimmten Warenart zuordnen kann. Im Fundbericht und auf dem Fundzettel beschreibe ich diese anhand der sichtbaren Merkmale so gut wie möglich und versehe sie mit dem Hinweis „Warenart unbestimmt“.
Bei dieser Scherbe, die ich bei einer Begehung im Mai 2014 entdeckt habe, handelt es sich um einen solchen Fund. Er fällt (bislang) in die Kategorie“ Warenart unbestimmt“, denn selbst Autopsien haben bislang keine Klärung gebracht. Vielleicht kann irgend jemand anhand des Beitrags „sachdienliche Hinweise“ auf die Identität der „unbekannten Scherbe“ geben.

Beschreibung: Farbe mittelgrau, im Kern hellgrau, klingend hart gebrannter Scherben, breite und tiefe Riefen an der Innenseite, die Schauseite weist eine plastische Verzierung mit Wellenmuster und Rillen auf. Anhand des Verlaufs der Rillen könnte es sich um das Fragment eines Deckels handeln. Der Scherben weist nur wenige, mittelgrobe Magerungsbestandteile auf.


Von der Zeitstellung her würde ich eine grobe Datierung ins Spätmittelalter nicht ausschließen. Aber das muss erst mal pure Spekulation bleiben.
Vielleicht könnt ihr ja Licht ins Dunkel bringen. Ich freue mich auf entsprechende Hinweise zur möglichen Warenart!
Hallo Biggi,
das kann man auf dem Bild nicht so 100% erkennen, aber im Bruch macht es mir den Eindruck, dass das Material nicht nur kaum grobe Magerung aufweist, sondern sogar mindestens teilversintert ist. Wenn ich mich da nicht täusche, wäre das zumindest ein Indiz für Spätmittelalter.
Einen konkreten Vergleichsfund habe ich aber auch nicht parat.
Grüße Carmen
LikeLike
Liebe Carmen,
das hast du richtig gesehen, der Scherben ist teilversintert. Das hätte ich in die Beschreibung noch mit aufnehmen müssen 😉
Liebe Grüße
Biggi
LikeGefällt 1 Person
Liebe Frau Schröder,
bei der hübschen Randscherbe wird es sich um das Fragment einer frühmittelalterlichen Schüssel (ältere rauwandige Drehscheibenware; Teilversinterung wäre allerdings etwas ungewöhnlich) handeln, die in der Tradition von spätantiken Reibschüssel steht. Schöne Parallelen dazu gibt es etwa auch aus Unterfranken (z.B. Karlburg am Main). Grundlegendes hierzu bei U. Gross, Frühmittelalterliche Reibschüsseln und Reibschüsselderivate. Archäologische Informationen 13/1, 1990, 207 ff.
Beste Grüße
Ralf Obst
LikeLike
Lieber Herr Obst,
das ist ein toller Tipp, vielen Dank dafür. Ich habe zwar viele Publikationen von Uwe Gross, aber diese kannte ich bisher noch nicht. Ich konnte bei ART-Doc sogar das PDF downloaden. Hier ist der Link für alle, die es interessiert: http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/683/
Das mit der Teilversinterung kann ja einfach Zufall oder ein „Unfall“ gewesen sein. Auch heute passieren manchmal solche Dinge, die ausser der Norm sind… 😉
Danke nochmals und herzliche Grüße
Biggi Schroeder
LikeLike
Liebe Frau Schröder,
es gibt noch einen weiteren, aktuelleren Aufsatz von U. Gross / R. Prien: Reibschüsseln und Restromanen – Ernährungs- und Kochgewohnheiten im westlichen Mitteleuropa zwischen 300 und 800. – Mit noch näheren Parallelen (vorausgesetzt, die Scherbe stammt tatsächlich von einer FMA-Reibschüssel). Auch zu finden bei: http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/2548/
Beste Grüße
Ralf Obst
LikeLike
Lieber Herr Obst,
das ist ja toll!!! Vielen Dank dafür. 🙂 Das Reibschüsselfragment aus Zellingen a.M. (nach Ihrer Zeichnung) auf S. 233 kommt der Sache doch schon sehr nahe. Das einzige was mich stört ist, dass kein Steinchenbewurf an der Innenwandung zu sehen ist. Aber vielleicht setzte dieser ja auch erst weiter unten im Gefäß an…
Liebe Grüße
Biggi
LikeLike